Lebensmaxime Schöpfung: Der Bürgermeister Der Nacht

Geben hat ein besseres Image als Nehmen. Check.
Gemäßigt gibt nur der von der bürgerlichen Vernunft gezähmte Biedermann, dem eine Welt auf Bierschaum nur zu viel oder zu wenig bedeutet. Alles gibt der Connaisseur. Denn alles zu geben bedeutet Hingabe, emotionale Ekstase, Selbstaufgabe und Transzendieren, Exzess, Pop. Ist der Preis, den man zu zahlen bereit ist, nichts weniger als alles, ist es etwas wert. Nur dann ist es etwas wert! Denn alles andere (als alles) ist nur Schicklichkeit und Berechnung und verdient höchstens schulterzuckende und widerwillige Anerkennung, aber keinen Applaus. Von der Begeisterung mal ganz zu schweigen. Wenn schon geben, dann alles. Check.

Wofür alles geben? Das Leben? Wohl oder übel: Das Unvermeidliche verdient keine Betonung. Die Liebe? Gar zu Menschen? Ach Gott! Selbstachtung schlägt selbstaufopfernde Liebe. Geld? Yuppiquatsch, nein danke. Wofür also? Für die Kunst! Ideen sind generell wertvoller als Menschen, denn die hecheln jenen nur hinkend hinterher. Die Kunst schert sich nicht um Menschen, am wenigsten um dich und den Künstler. Die Kunst kümmert sich um Schönheit, Ergriffenheit, Stil. Ästhetik und Hingabe. Ein Künstler, der nicht alles für die Kunst gibt, pflegt ein Hobby und keine Kunst. Das wäre nur normal. Kunst ist eine Frage nicht der Lebens-, sondern der Genussphilosophie. Der Kunst muss alles gegeben werden, wenn sie Kunst sein soll. Check.

Joachim Franz Büchner und Fynn Steiner sind Der Bürgermeister Der Nacht und sie geben „Alles Für Die Kunst“. Zähne, Welten, Lover, Mutter, Drogen und die Therapie, Farben, Ironie, einfach alles! Fynn Steiner weiß, wovon er singt: Es ist alles, aufgeopfert der Kunst. Dabei hat er ein Glas Gin in der einen, eine Kippe in der anderen Hand. Das Piano klimpert lakonisch, die Orgel heult auf, der Anzug sitzt. Die Welt muss wackeln und glänzen. Das einzig zulässige Fazit: alles für die Kunst. Und im Hintergrund natürlich: der verschlossene Kommerz, wie er unheilvoll lockend den Horizont als Frage verdunkelt und gleichzeitig als Hoffnung erhellt. Keine Hingabe ohne Verzweiflung. Ist Pascal Fuhlbrügge der Bismarck der Hamburger Schule, so sind Der Bürgermeister Der Nacht seine Nachfahren und sie studieren natürlich Kunst.

„Fynn Steiner Superstar,
wichtiger als Derrida,
als Golden Boy ohne Faux-pas
macht er sich jetzt ultrarar.“

Peter Handke ohne Bart! Der Spirit Peter Sempels! Spucken auf der Musik Patti Smiths! Das könnte alles oder nichts sein.

Die Single „Alles Für Die Kunst“ von Der Bürgermeister Der Nacht ist auf Hand11 erschienen und als 7″-Vinyl über Hanseplatte und als Download erhältlich.

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