Aus Liebe zur MusikKokettieren mit Honeyheads

Um allen Verdachtsmomenten mal vorzubeugen: Ja es stimmt, unser werter Auftouren-Kollege Lennart ist nicht nur unter anderem Autor der weltbesten sonntäglichen Chartskolumne und Herausgeber des vorzüglichen Print-Fanzines „Transzendieren Exzess Pop“, sondern auch (zumindest bis vor kurzem) Mitglied der Hamburger Twee-Institution Honeyheads. Erwartungshaltungen bezüglich Objektivität, kritischer Distanz und dem ganzen anderen Kram, die man sich beim Schreiben über Musik so auferlegt, können also für die folgenden paar Zeilen getrost beiseite gelegt werden.
Honeyheads sind nämlich neben einigen anderen befreundeten Bands, wie Sleeping Policemen oder Tripping The Light Fantastic, ganz gewiss nicht der Grund der dafür, warum Hamburg in diesem Jahr entgegen anders lautender Ansagen immer noch nicht als Twee-Hauptstadt der Nation in aller Munde ist. Dabei bietet ihr zweites, dank Crowdfunding nun auch auf Vinyl erschienenes Album „Live At Wimbledon“ so ziemlich genau die richtige Mischung aus fluffig-verspielter Eingängigkeit und abseitigem Snobismus. Auf den Schultern von Überbands wie Orange Juice, den Go-Betweens oder meinetwegen auch Vampire Weekend entstanden hier eigensinnige, kleine Rohdiamanten, bei deren Feinschliff in Richtung Pop wirklich nur die allernötigsten Schritte angewandt wurden.
Jangle-Gitarren und zwei so aristokratisch naserümpfende wie windschiefe (männliche und weibliche) Gesangsstimmen bilden das Rückgrat hakenschlagender Melodieverläufe und schier unerschöpflich sprudelnder Ideen. Und wie sich das für geschmackvoll arrangierten Indiepop gehört, garnieren hier und da auch ein paar Background-„Uhuu“s, Streicher oder ein Saxophon den sensibel rumpelnden Reigen. Doch bei aller Koketterie und wilden Zitatlust verlieren Honeyheads nie den Blick für’s Wesentliche. „Live At Wimbledon“ ist zwar frei von grobschlächtiger Kumpelei und allem rockistischem Gebahren, entbehrt aber über alle Contenance und Stilsicherheit hinaus niemals einer gewissen Herzlichkeit, die im Spannungsfeld zwischen lakonischer Trauer und holpriger Euphorie vor allem eines offenbart: eine große Liebe zur Popmusik.
„Live At Wimbledon“ von Honeyheads ist bereits am 1. August via ALL ROCK’N’ROLL SPEEDS UP Records erschienen.