Nadine ShahLove Your Dum And Mad
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Label:
Apollo
VÖ:
26.07.2013
Referenzen:
Soap & Skin, PJ Harvey, Mark Lanegan, Sophie Hunger, Nick Cave & The Bad Seeds, Siouxsie Sioux
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Autor: |
Carl Ackfeld |
Melancholie ist das Vergnügen, traurig zu sein.
Nadine Shah lebt diesen kurzen Aphorismus Victor Hugos, ob nun bewusst oder unbewusst, in vollen Zügen aus. Die allerorten für ihre Stimmfarbe gelobte Künstlerin packt auf ihrem Debüt „Love Your Dum And Mad“ Wut, Trauer, Verzweiflung und Schmach im Genick und bringt sie in vielfältigen Facetten und feinsten Nuancierungen zu Gehör.
Ohne Rücksicht auf den inneren Schweinehund erzählt die Musikerin mit pakistanischen und norwegischen Wurzeln waidwunde Schmerzensgeschichten. Ob Verlust, Enttäuschung oder gar Liebesbetrug wie im bebenden „Runaway“, Shah ist kein Thema abstoßend genug, um es nicht in Klang zu fassen. Reißnägel pflastern ihren Kehlkopf, metallene Schläge und peitschende Gitarrenakkorde umgarnen die Künstlerin. Klavierstolperer drängeln gedämpft im Hintergrund, zuweilen klagt das eine oder andere Blasinstrument. Im wogenden „The Devil“ trifft sie gar stimmlich gedoppelt auf den irrlichternen Beelzebub, der sich zunächst am schnarrenden Cello vergeht, dann aber doch die widerspenstige Gitarre für sich entdeckt.
Trotz aller Vielfältigkeit kippt Shah mit Hilfe des Produzenten Ben Hillier nie ein vollmundiges Füllhorn aus, sie verschiebt hingegen jegliches aufkommendes Wohlgefühl in Richtung einer kargen und fordernden Sperrigkeit, die in den teils minimal instrumentierten Stücken genügend Haftgrund findet. „All I Want“ klingt dabei als Paradebeispiel hervor, denn trotz aller Lieblichkeit in Melodie und Vortrag täuscht hier nichts über die eigentlichen Beweggründe hinweg.
Doch „All I Want“ ist eben doch nur ein kurzer, von unterschwelliger Hoffnung hervorgebrachter Moment. „Used It All“ torkelt über einem traurigen Pianoostinato dem Abgrund entgegen, „To Be A Young Man“ übt sich in kurzweiliger, dennoch zäher Selbstkasteiiung und solch einen trübsinnigen Walzer wie „Dreary Town“ hat man seit Sophie Hungers „Walzer Für Niemand“ nicht mehr hören wollen.
Shah nimmt die Melancholie mit auf einen Weg erfüllt von Begebenheiten, die in ihrem ernsten Ton trotzdem faszinieren. Es geht um Liebe, Angst und ein wenig Hoffnungslosigkeit. Zutaten zu einem großen Traum in Schwarz, der in dieser Intensität noch verdammt lange nachhallen kann.