Nein, ihr eigenes Denkmal haben die Stooges 2007 mit dem Comeback-Album „The Weirdness“ sicherlich nicht demontiert. Auch wenn das Album eine ausgemachte Enttäuschung war, ist der Nachhall ihrer bis dahin einzigen drei Alben auch heute noch so eindringlich, dass sie ohne Abstriche und für immer ihren Platz im Olymp innehaben werden. Doch es war schon erstaunlich, wie negativ die Rückkehr in weiten Teilen der Öffentlichkeit aufgenommen wurde.

Vollkommen zurecht: Bemühter und statischer kann Musik fast nicht mehr klingen – und das alles trotz Steve Albini im Studio. Mitleid kam auf, was sicherlich das Tragischste für alte Helden ist, die es noch einmal wissen wollen. Dieser Fehlstart und der Tod von Gründungsmitglied Ron Asheton ließen ein weiteres Album scheinbar in weite Ferne rücken. Doch Iggy Pop belehrte uns eines Besseren, bestellte seine alte Truppe wieder ein und versucht sich auf „Ready To Die“ an einem zweiten Anlauf.

Der Einstieg jedenfalls macht Hoffnung auf rasche Besserung. „Burn“ ist ein typischer Iggy-Pop-Song, gefüllt mit pulsierendem Rock’n’Roll, bemerkenswerter Leichtfüßigkeit und simpler, pointierter Reflektion über sein Leben („Burn down, am I concerned? / Should I be so? Well I don’t know“). Auf den ersten Blick ist das nichts Ungewöhnliches, doch einen so aufs Wesentliche fokussierten Song hat Iggy Pop zuvor seit Jahren nicht veröffentlicht, nicht solo und schon gar nicht auf „The Weirdness“. Überhaupt spiegeln viele Stücke die wiedergefundene Kompaktheit wider. Die folgenden „Job“ und „Sex & Money“ lassen zu Anfang des Albums sogar auf einen großen Wurf hoffen, sie stehen Iggy Pops besten Solowerken in Nichts nach. Ein paar Fehltritte holen das Album nach dem furiosen Start leider schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Das sicherlich gut gemeinte „Gun“, in dem Iggy auf die Waffenproblematik in den USA eingeht, schießt mit seinen Power-Pop-Anleihen weit über das Ziel hinaus, die beiden Akustikstücke fallen ebenfalls aus dem Rahmen. Insgesamt jedoch setzt sich der positive Eindruck vom Anfang durch, immer wieder blinzeln starke Momente hervor.

„Ready To Die“ ist damit wie auch schon der Vorgänger nicht unbedingt das, was das Label „Stooges“ erhoffen lassen könnte. Dafür fehlt in erster Linie der allerletzte Punch, der aber inzwischen aufgrund Iggy Pops fortgeschrittenen Alters fairerweise vielleicht gar nicht mehr erwartet werden kann. Zudem überstrahlt seine Präsenz nicht nur nach außen seine Bandkollegen, sondern drängt sie auch bei den Aufnahmen in den Hintergrund. Der Gesang führt meistens von der Spitze weg, Drums und Gitarre geraten in diesen Fällen ins Hintertreffen und sind schlichtweg etwas zu zurückhaltend. „Ready To Die“ wird dem großen Bandnamen allerdings weitaus mehr gerecht als sein Vorgänger. Die Stooges können tatsächlich so etwas wie den Geist ihrer Anfangstage transportieren, weniger mit einem wehmütigen Blick zurück, vielmehr mit einem geistreichen und kämpferischen Blick auf die Gegenwart.

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum