LowThe Invisible Way

Ob sich Low in „On My Own“ wirklich 32-mal selbst zum zwanzigjährigen Jubiläum gratulieren mussten, darüber lässt sich streiten. Dass sie es auch nach zwei Jahrzehnten auf ihrem zehnten Album schaffen, ihrem eigentlich limitierten Klangkosmos eine weitere Variante zu entlocken, darauf kann das Trio aus Minnesota zu Recht stolz sein – und das, obwohl „The Invisible Way“ nicht einmal zu Lows besten Werken gehört.

Oberflächlich betrachtet engt ein Genre wie Slowcore, das die Langsamkeit zur wichtigsten und prägenden Eigenschaft der Musik erklärt, eine Band in ihren musikalischen Möglichkeiten natürlich ein. Dass es Low trotzdem geschafft haben, zwei Jahrzehnte lang interessant und relevant zu bleiben, liegt vor allem daran, dass sie ihre Musik immer wieder sehr unterschiedlichen Produzenten anvertraut haben, die den Sound des jeweiligen Albums stark geprägt haben. Die größte Neudefinition des Low-Sounds in der jüngeren Vergangenheit gelang Dave Fridmann, der die Band auf dem hervorragenden „Drums And Guns“ (2007) für elektronische Beats und experimentellere Klänge begeistern konnte.

Für ihr zehntes Album haben sich Low für Jeff Tweedy als Produzenten entschieden – auf Wunsch von Alan Sparhawk, der von Tweedys Produktion bei Mavis Staples‘ „You Are Not Alone“ begeistert war. Die Zusammenarbeit mit dem Wilco-Frontmann gehört sicherlich nicht zu den mutigsten oder ungewöhnlichsten Entscheidungen von Low, die gleichermaßen gute wie schlechte Nachricht lautet deshalb: „The Invisible Way“ klingt exakt so, wie man es bei dieser Konstellation erwartet hatte. Die elektronischen Spielereien sind verschwunden, stattdessen hat Tweedy ein sehr warmes und analoges Klangbild gewählt und das Klavier in Songs wie „So Blue“ oder „Just Make It Stop“ stärker in den Vordergrund gerückt. Beide Songs fallen außerdem durch einen sanft treibenden Achtel-Groove auf, der sie im Slowcore-Umfeld wie Uptempo-Nummern wirken lässt.

Ansonsten steht Mimi Parker auf diesem Album stärker im Vordergrund. Nicht nur weil sie auf mehr Songs als üblich die Hauptstimme singt, sondern auch weil sie mit „Holy Ghost“, „To Our Knees“ und dem bereits erwähnten „Just Make It Stop“ für die ergreifendsten Momente auf „The Invisible Way“ sorgt.

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