Cold Specks in Erlangen: Magie des Moments


Mag diese Dame wirklich auf der Bühne stehen? Der Blick von Al Spx wandert zu Beginn des Sets durch die ersten Reihen. Kein Lächeln, sondern nur die geweiteten Pupillen, die gegen das Scheinwerferlicht einen Fokuspunkt suchen. Das ist ziemlich unangenehm und irgendwie bleibt das Gefühl, dass sie einem direkt in die Seele starrt, mindestens so sehr wie das Publikum in ihre, wenn sie singt. „Blank Maps“ steht gleich als zweiter Song im Set. Und spätestens danach dürfte auch der Letzte in der Clubbühne im E-Werk verstanden haben. „I am a goddamn believer“, singt Spx in diesem Song. Für einen kurzen Moment schließt sie die Augen und hinter den Lidern zeichnet sich ab, wie sehr es in Spx alias Cold Specks arbeitet.

Und mehr und mehr festigt sich der Eindruck von der kleinen Frau, die mal mit der Gitarre um den Hals und mal nur mit ihrer Stimme einen hoch und runter ziehen kann, dass sie eine der zur Zeit faszinierendsten Sängerinnen ist. Ihre Band holt das ebenso heraus, denn Gitarre, Bläser und Keyboard setzen die Herren sehr behutsam ein. Nur die Zeilen von Spx tragen die Songs. Gerne setzen die Instrumente an diesem Abend auch komplett aus und sie singt alleine in die Dunkelheit des Raums. Zwischendrin stimmt Spx noch den „Fresh Prince“ an, doch das verstehen nur die Cold Specks2 (3 von 4) wenigsten Zuschauer. Sie überführt Wills Story nämlich in ein A-cappella-Soulstück, was ihm jeglichen Flow raubt, aber es funktioniert trotzdem.

„I put my hand over my chest.“ Diese Geste hätte an diesem Abend kein Pathos. Denn bei „Lay Me Down“ bleibt in der Zugabe die Angst, dass die eigene Pumpe vor lauter Ehrfurcht stoppt. In diesen drei Minuten passt dann alles. Die Luft liegt trunken von Schweiß, Bier und Wein auf den Köpfen, in denen die Münder mehr und mehr offen stehen. Alle bösen Geister stehen bei diesem Song in Flammen. Es folgt noch eine Coverversion von irgendeinem alten Stück, keine Ahnung welches. Der Höhepunkt ist sowieso vorbei, die Magie des Moments kann Spx nicht halten. Sie mag es trotzdem, auf der Bühne zu stehen, das verrät ihr Lächeln, das sie jetzt zeigt. Auf jedem anderen Gesicht im Raum steht der gleiche Ausdruck. Soul, Doom, Songwriter – jegliche Kategorien sind totaler Quatsch. Al Spx macht Musik, die berührt. Das muss reichen. Und an diesem Abend tut es das auf jeden Fall.

Ein Kommentar zu “Cold Specks in Erlangen: Magie des Moments”

  1. […] hervorragende Plattenladen Bongartz die in London lebende Kanadierin schon einige Stunden vor dem Konzert im E-Werk für ein kurzes akustisches Stelldichein geladen, das ich ich mir dann trotz widriger […]

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