Yo La TengoFade
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Label:
Matador
VÖ:
11.01.2013
Referenzen:
The Velvet Underground, My Bloody Valentine, Neil Young, Beach House, Yuck
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Autor: |
Bastian Heider |
Yo La Tengo sind Yo La Tengo sind Yo La Tengo. Damit könnte ich diese Rezension eigentlich schon beschließen, denn tatsächlich ist die kleine Band aus Hoboken mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem es längst keiner großen Worte mehr bedarf. Nicht nur, dass Ira Kaplan, Georgia Hubley und James McNew bereits seit 26 Jahren in unveränderter Besetzung zusammen musizieren, nein, Yo La Tengo haben es sogar fertiggebracht, in diesem beachtlichen Zeitraum kein einziges schlechtes Album zu veröffentlichen.
Die ganz große Karriere blieb den Dreien dabei wohl nur deshalb verwehrt, weil man sich zwischen fluffigem Dreampop, garstigen Noise-Ausflügen und gelegentlichen Folk-Anwandlungen nie so recht festlegen wollte. Bewegungen wie Grunge oder Shoegaze, die Yo La Tengo allesamt überlebten, griffen schon immer zu kurz, um dieser Band gerecht zu werden.
Aber genug von der glorreichen Vergangenheit, an der man auch im Falle ihres neuesten Wurfs wohl nicht so recht vorbeikommt. Streng genommen lebt nämlich auch „Fade“ von dieser gelassenen Souveränität, zu der nur derjenige im Stande ist, der sich selbst nicht mehr beweisen muss. Nach den brachialen Schlussakkorden des Vorgängers „Popular Songs“ lehnt man sich hier wieder zurück und schüttelt liebliche Blumenkinder-Melodien über Velvet-Underground-Grooves. Der Opener „Ohm“ ist so ein Song, der das Phänomen Yo La Tengo ziemlich gut auf den Punkt bringt. Hier ist wirklich alles vorhanden: Die im Verlauf immer wilder aufspielenden Gitarrenwände, der naive Twee-Gesang, der verspielte aber nicht Überhand nehmende Hang zum Epischen, ein gelungener Einstand könnte man sagen.
Auch im Weiteren gibt man sich gekonnt unangestrengt. Es wird über rosaroten Streicherwolken gecroont („Is That Enough“), lässig garagengerockt („Paddle Forward“) und verträumt folkig auf der Akustischen vor sich hin gedaddelt („I’ll Be Around“). Der Albumtitel ist dabei durchaus passend, denn „Fade“ folgt einer denkbar einfachen und klar erkennbaren Dramaturgie, die die Songs im Laufe der zweiten Albumhälfte einem verblassenden Foto gleich immer kraftloser und schläfriger erscheinen lässt. Was auf dem Papier nach einer guten Idee aussieht, ist in der Umsetzung ein wenig verschenkt, denn sein aufrüttelndes Pulver verschießt „Fade“ auschließlich zu Beginn. Die folgenden Lieder sind zwar nicht allesamt schwächer – vor allem das abschließende „Before We Run“ bildet nochmal ein majestätisch orchestriertes Highlight – insgesamt lässt sich jedoch der Eindruck gediegenen Dahinplätscherns nicht ganz ausräumen.
Das soll es an Kritikpunkten aber auch schon gewesen sein. Abgesehen davon, dass der versammelte Dreampop-Nachwuchs der Jetztzeit hier noch einmal vorgeführt bekommt, wie man Lo-Fi-Attitüde und wolkige Shoegazer-Gitarren mit dezenten Streicherarrangements und unschlagbarem Melodiegespür zusammenbringt, haben Yo La Tengo mit „Fade“ – gewollt oder ungewollt – ein Kunststück vollbracht, das ihnen selbst innerhalb ihrer langjährigen Karriere noch nicht gelungen ist: die perfekte Nachtmusik für Einschlafgestörte. Das hier ist für euch, ewige Drei-Fragezeichen-Kassetten-Kinder!
Ziemlich prächtiges Album, wieder einmal. Und, Basti, bin völlig auf Deiner Seite: Der erste Satz gilt für dieses Werk mehr denn je.
Sehen wir uns dann im März eigentlich wieder in Düsseldorf (ZAKK)?
Würd ich natürlich liebend gerne. Mal sehen, ob es sich einrichten lässt.
[…] werte Kollege Bastian Heider hat in der Einleitung seiner Rezension zu „Fade“, dem inzwischen dreizehnten Studioalbum der Band aus New Yersey, sehr treffend formuliert: „Yo La […]