Wie die Zeit vergeht: Vor 30 Jahren nahm der Fernsehsender MTV seinen Betrieb auf und leitete langsam, aber sicher den Siegeszug des Musikvideos in die Popkultur ein. Für lange Zeit stellte dieser einzige Kanal das Angebot, was nicht im Programm war, hätte für das breite Publikum genausogut gar nicht existieren können.

Heute sieht die Lage völlig anders aus. Musikvideos taugen nicht einmal mehr zum echten Nischenprogramm des TV-Senders, das Internet-Angebot von MTV besteht aus einer kargen Handvoll von Chartclips und käsigen Celebrity-„Supervideos“. Sehenswerte Bewegtbilder verirren sich dort höchstens durch Zufall hin, zum Glück gibt es online eine gewaltige Menge alternativer Kanäle, über die wir für euch wieder ein stattliches Programm zusammengestellt haben.

Und wie die Zeit vergeht: Vor 15 Jahren wäre eine Woche, in der Michel Gondry und Spike Jonze beide neue Videos heraus bringen, automatisch zu einer Sensationsperiode avanciert. Heute drohen sie fast in der Masse an Sehenswertem unterzugehen. Wobei Gondrys äußerst literales Björk-Video ebenso bloß eine „Light“-Version des eigentlichen Werkes darstellt wie die neue One-Take-Choreographie von OK Go. Während „Crystalline“ – angeblich, wir haben es nicht ausprobiert – erst als iPad-App seine volle Wirkung entfalten soll, veranstaltet das ärgerlicherweise nur für den Google-Chrome-Browser konzipierte „All Is Not Lost“ einen Tanz der Softwarefenster.

Nicht nur Hard- und Software-, auch rechtliche Ländergrenzen erinnern immer wieder daran, dass auch in der schönen fragmentierten Netzwelt nicht alles überall zu sehen ist. Auf jeder gängigen Videoplattform ist Stromaes Video, das in seinen radikal geschnittenen Kontrastierungen so effektiv wird, für Deutsche gesperrt. Offenen Zugang hingegen gibt es zum Endzeitclip von Foster The People, der überraschenderweise nicht als einziger in unserer Auswahl an Chris Cunninghams „Come On My Selector“ erinnert. Toro Y Moi sagt Hallo bei „The Frighteners“ und der „Thriller“-Choreographie, hochoriginell verunstalten Die Vögel Klassenfotos und Kyary Pamyu Pamyu spinnt wahnwitzig pinken Harajuku-Surrealismus.

Auch wenn nur Hartgesottene im letztgenannten Video den Ton mitlaufen lassen sollten: Wir wünschen viel Spaß beim Ansehen.

Platz 15 | Mechanical Bride – Young Gold



Platz 14 | Toro Y Moi – How I Know



Platz 13 | Teddybears (Feat. Cee Lo & The B-52s) – Cho-Cha



Platz 12 | The Mountain Goats – Estate Sale Sign



Platz 11 | 2NE1 – Hate You



Platz 10 | Young Galaxy – Blown Minded



Platz 09 | Björk – Crystalline



Platz 08 | Hourglass Sea – L.A Lights



Platz 07 | Beastie Boys – Don’t Play No Game That I Can’t Win



Platz 06 | Black Black Hills – The Celebration



Platz 05 | Die Vögel – Fratzengulasch



Platz 04 | Kyary Pamyu Pamyu – PONPONPON



Platz 03 | OK Go + Pilobolus – All Is Not Lost



Platz 02 | Stromae – Peace Or Violence

Platz 01 | Foster The People – Helena Beat



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