Die Welt ist eine Ellipse: Bam Bam

Die Vorstellung, dass man jedem Stück Musik dieser Welt seine Herkunft anhören kann, zeigt sich auch jenseits der traditionellsten Volksmusik noch als nicht völlig überholt. Nicht nur linguistisch „klingt“ deutscher HipHop einfach anders als amerikanischer, ebenso wie es immer wieder so scheint, dass Popmusik aus Skandinavien leichtfüßiger wirkt als in England.

Interessant ist dabei, wenn global übergreifende Verwandschaften erscheinen, die aus keiner kulturellen Einflussnahme entstanden zu sein scheinen, fast so, als wäre die Erde keine gleichmäßige Kugel sondern eine zusammengequetschte Ellipse, die physisch weit entfernte Kulturkreise im Geiste nahe beisammen führt. So bringt beispielsweise die momentane Indiepop-Szene Chiles eine Menge feiner Musik hervor, die typischen schwedischen Exporten verblüffend ähnelt. Oder erinnert, nachdem Chikita Violenta sich schon als mexikanische Dependance von Broken Social Scene entpuppten, der Psych-Pop ihrer Landsleute und Labelkollegen Bam Bam neben den Flaming Lips oder Mercury Rev vor allem an die charmant-irren Kanadier von Malajube.

Vielleicht der warm die Ohren umschmeichelnden Fremdsprache wegen, aber auch des prägenden Pianospiels und der Wendefreudigkeit, die Bam Bams zweitem Album „Futura Vía“ immer wieder genialische Vitaminspritzen injiziert. „Metatrón, Hijo Estelar“ steht direkt zu Beginn beispielhaft dafür, wie das Quartett aus Monterrey seine leichten Melodiebögen in dichte Gitarrenschwälle einbettet, lässt aber zugleich völlig offen, welche Wege die folgende Reise nehmen wird. „Ragatrón“ spielt noch als poppig-geradliniger Indie-Rock auf, „¡Depocalipsis, Joderowsky!“bricht jedoch plötzlich in bunt getapptes Geriffe aus während „Billones Y billones De…“ einen Spacerock-Kurztrip einlegt und „Abismático“ sich geigentrunken kurz vor Schluss doch noch überlegt, einen traumhaft belebten Refrain aufzusetzen.

Auf Albumlänge beeindruckt dabei vor allem, wie durchdacht alles im Großen und Ganzen zu sein scheint. Ein Song gleitet oft unbemerkt in den nächsten, „Futura Vía“ wendet sich in weiten, ellipsenhaften Schwüngen nach innen und außen, wohl bewusst, dass eines stets das andere komplementiert und endet so natürlich am Schluss auch wieder im gleichen Pianomotiv, mit dem es es anfing.

„Futura Vía“ ist bei Arts & Crafts Mexico erschienen, als CD hier und als Download via iTunes erhältlich

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