Plug: Drum & Bass & Billig-Keyboard

Auch wenn es sich bei „Plug“ um keine Wiederbelebung des gleichnamigen Seitenprojekts von Luke Vibert handelt, den rhythmischen Kern dieses Albums bilden Drum & Bass – nicht genrestilistisch allerdings, sondern die tatsächlichen Instrumente. Zwischen kühlem Post-Punk-Minimalismus und grrrligem Thrashen betreiben Georgie Nettell und Sian Dorrer ihren Art-Pop zwischen Micachu und Slits schon länger im Londoner DIY-Untergrund, für ihr Albumdebüt unter Eigennamen heben sie aber einen früher wenig prägnanten Aspekt ihres Sounds hervor, der mittlerweile live auch den Viersaiter ersetzt hat: das Billig-Keyboard.

Was sich als eine gute Wahl erweist, denn während die Konzentration auf Rhythmuselemente im Konzertrahmen einen offensichtlichen Reiz bietet, ist es schwerer, ein Album nur mit Songs wie dem clever mit Wechselgesang, in „Ka-Ching!“-Ausruf endenden Beatbrüchen und Stakkato-Hauchen aufgeriebenen „You Keep The Beats“ auf Dauer interessant zu halten. So fällt in den Sprechgesang des eröffnenden „Don’t Forget It“ alsbald ein dominanter, antreibender Miniorgel-Hook, das Pianomotiv von „Body Story“ hingegen steckt Grund ab über dem sehnsüchtig hallender Falsettgesang und Shouts ihre Kreise ziehen.

Plug – Body Story

Stellenweise sind dabei auch textlich Vergleiche mit früheren Le Tigre gar nicht mal so fehl am Platz, obwohl die Ansammlungen von Halbsätzen und Phrasen selten so klar als sardonischer Sozialkommentar auszumachen sind wie im hektischen „Real Girl“: „I try to be a real girl / brush my hair / keep my nails and check my bra / buy no clothes my mother would wear / in heels / no scars“ könnte auch eine erst gemeinte Checkliste des konsumeristischen Idealbilds sein, wie es die gestauchten Models des Albumcovers vorgeben, wird aber schon durch ihre robotisch-monotone Vortragsweise als wenig erstrebenswert runtergerattert. Überhaupt ist Distanziertheit der überwiegende emotionale Ton der Alltags- und Beziehungsbeobachtungen auf „Plug“, dass die Songs selbst nicht auf Abstand zum Ohr gehen wollen ist der Verdienst dieser kleinen, catchigen Melodien und gesanglichen Bandenspiele die Plug in sie eingeflochten haben.

„Plug“ ist bereits digital und auf CD erhältlich, ebenfalls auf Upset! The Rhythm erscheint das Album auf Vinyl am 21.01.

Links: Myspace | Label

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum