Der Soundtrack für diese heißen und schwülen Sommernächte kommt sicherlich nicht von Sun Kil Moon. Das ist eher was für den Herbst, könnte man jetzt angesichts der ersten Töne und Klänge von „Admiral Fell Promises“ denken und das konnten die ja schon immer (und die Vorgänger „Red House Painters“ nicht minder), solche herbst- und winterlichen Alben mit unglaublich ausgedehnten Liedern, die sich ins Unendliche verlängern und immer wieder mit neuer Spannung vor sich her mäandern.

Sun Kil Moon ist auf „Admiral Fell Promises“ allerdings weniger „die“ denn „er“. Mark Kozelek singt und musiziert sich quasi im Alleingang durch zehn streckenweise wieder reichlich lang andauernde Songs. Dazu begleitet er seine dieses Mal an einen erwachseneren Nick Drake erinnernde Stimme selbst mit furiosem Gitarrenspiel, was selten, aber immer dringlich mit Gesangharmonien oder entfernten Streichern durchbrochen wird. Es sind dann aber vor allem die weichen und abwechslungsreichen Gitarrenpickings, die dem Gesamtwerk trotzdem so ein heimeliges Gefühl geben.

Wie in „Church Of The Pines“ selbst besungen, sitzt Kozelek wohl die meiste Zeit mit seiner Gitarre auf dem Bett in seinem Zimmer, schaut aus dem Fenster raus auf die Stadt und macht sich so seine Gedanken. Diese fließen ähnlich geschmeidig wie seine immer wiederkehrenden Klangminiaturen zusammen und erzählen episodenhaft Geschichten über San Francisco, dessen Schauplätze zu Hauptakteuren werden. Da werden Straßenkreuzungen zu Orten voller Poesie und auch der eine oder andere Strandspaziergang in wohlfeile Worte gebettet. Es scheint, Mark Kozelek singt stets über das was er sieht und denkt, und zwar immer genau in diesem Augenblick. Dazu kommt ein gewisser Hang zur Redundanz, Songs wie „Third And Seneca“ oder „The Leaning Tree“ werden zu gewaltigen Konstrukten aufgeblasen, verlieren sich wieder und wieder in sich selbst und finden sich schließlich nach langer und erschöpfender Suche am eigenen Anfang wieder.

Selten werden Brüche in der Struktur so zelebriert, wie beim letzten Song „Bay Of Skulls“ oder auch beim Opener „Ålesund“, die sich entweder durch nervös-tänzelnde Mandolinenimitationen oder spanisch anmutende Rhythmik aus der Reserve locken lassen. Selbst in den songorientierten Momenten von „Australian Winter“ wird es Kozelek nicht leid, einen gewissen Gleichklang zu schaffen, ein wenig mehr Abwechslung oder eine stärkere Fokussierung hätte hier für mehr Aufsehen gesorgt. So sind dem ganzen Album eine Art Ziellosigkeit, pathetischer Somnambulismus und etwas zuviel Einkehr anzumerken, ein ruhiger Fluss sicher, aber eben auch ein wenig Langeweile. So werden die einzelnen Motive zwar in der Regel so lange wiederholt, bis sich eine Art Mantra einstellt, einen wirklichen Wiedererkennungseffekt bleibt uns der Musiker allerdings schuldig. Einem Schlaflied, vielleicht einer Gute-Nacht-Geschichte oder einer Erinnerung an frühere Tage gleichkommend, setzt sich jedoch ein zufriedenes, wenngleich auch erschöpftes Glänzen auf die Gesichter seiner Zuhörer.

69

Label: Caldo Verde (Cargo)

Referenzen: Mark Kozelek, Red House Painters, Nick Drake, Damien Jurado, James Yorkston, Great Lake Swimmers, Jason Molina

Links: MySpace | Official | Caldo Verde

VÖ: 16.07.2010

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