Die löchrige Luftmatratze ist Geschichte, die erste Nacht in den eigenen vier Wänden irgendwie doch erholsamer als der Schlaf im Freien. Das so lieb gewonnene Treiben auf den Festivalwiesen ist vorbei. Alltag ist wieder angesagt, obwohl die Gedanken unverändert in Haldern kreisen. Während manch einer seine Sinne erst noch ordnen muss (der ausführliche auftouren-Nachbericht folgt in den nächsten Tagen!), machen andere schon einen beinahe „aufgeräumten“ Eindruck.

So halten wir brav an, öffnen mit gespanntem Blick die Tür und räumen schnell den Beifahrersitz. In aller Ruhe lassen wir unseren Gast Oliver Schäfer Platz nehmen und lauschen mit gespitzten Ohren seinen ganz eigenen Eindrücken des 26. Haldern Pop. Von nächtelangem Schlafentzug gekennzeichnet starrt er mit fiebrigen Augen nach vorn. Ganz langsam und beinahe unbemerkt scheinen dabei seine psychedelischen Worte mit der Woodstock-Rückbetrachtung im Autoradio zu verschmelzen…

Abseits des Weges

Man sieht Menschen, viele Menschen. Sie kommen aus allen Richtungen. Man freut sich, sie zu sehen. Egal woher, egal wer. Es sind Menschen, wie sie verschiedener nicht sein können. Ob Mann oder Frau. Ob jung oder alt. Ob blonde, rote oder schwarze Haare, blaue oder lila Frisuren. Alle sind sie da. Man trägt schwarz oder weiß, Kostüme oder manchmal auch fast gar nichts. Man muss irgendwo wohnen. Nicht unbedingt schlafen, aber wohnen.

Man sieht Zelte, viele Zelte. Es sind Zelte, wie sie verschiedener nicht sein können. Ob groß, ob klein oder irgendetwas dazwischen. Ob mit Patrick Swazey-Flagge oder einem übergroßen Plastikhund vor dem Eingang. Man sitzt im Gras, man sitzt in Campingstühlen oder man hat seine Einrichtung in Form von Sofas und Sesseln herbei geschafft. Man sitzt nicht alleine. Manchmal sind es zwei, manchmal drei, aber am häufigsten sind es viel mehr Menschen, die zusammensitzen. Man hat Spaß zusammen, viel Spaß. Man spielt und tanzt zusammen. Oder man liegt einfach nur im saftigen Gras und lässt alles an sich vorbeiziehen. Die Wolken, die Sonne und die anderen Menschen.

Man hört Musik, viel Musik. Es scheint, als ob nie Ruhe einkehrt an diesem Ort. Man hört Tetris-Geschrabbel, genauso wie Ballermann-Musik oder ACDC. Die Musik scheint sich zu umarmen, genau wie die Menschen. Man sieht Lichter, viele Lichter. Man sieht sie in den unterschiedlichsten Farben. Rot, weiß, gelb, blau oder irgendetwas dazwischen. Die Lichter tanzen und scheinen genauso viel Spaß zu haben wie die Menschen. Man sieht Rauch, viel Rauch. Es ist friedlicher Rauch. Denn man hat Hunger. Man sitzt zusammen und sieht zu, wie die Flammen des Grills tanzen und nicht nur das Fleisch schwarz werden lassen. Man hat Durst, viel Durst. Man trinkt Wasser, man trinkt Bier, man trinkt Wein, man trinkt Likör 43 mit Milch. Es scheint alles unbegrenzt vorhanden zu sein.

Man sieht Wasser, viel Wasser. Man schwimmt, planscht oder liegt einfach nur am Ufer des Sees und sieht dem fröhlichen Treiben in der Umgebung zu. Man sieht Tiere, viele Tiere. Man sieht Kühe, man sieht Gänse, man sieht Pferde. Man sieht Wespen und Fliegen und alle haben ihren Spaß. Sie scheinen zur Musik zu tanzen, genau wie die Menschen. Man fühlt sich geborgen, im Schutze der Maisfelder. Man taucht in eine Parallelwelt ein. Man vergisst das Schlechte um sich herum. Man hat so viele Gedanken, Erlebnisse und Eindrücke in seinem Kopf. Sie scheinen alle zusammen zu tanzen und man kann sie nicht fangen und ordnen. Es sind zu viele. Und trotzdem fokussiert sich alles auf diesen einen Ort und Moment. Man fühlt sich einfach wohl. In Haldern! (Oliver Schäfer)

2 Kommentare zu “Beifahrer: Abseits des Weges – In Haldern”

  1. Cowboy sagt:

    Eine ganz tolle Beschreibung der Eindrücke dieses genialen Wochenendes, Oli …
    Patrick Swayze und Tetris werd ich von nun an wohl immer mit diesem Halderner verbinden… Salz vielleicht auch ;)

  2. dominik sagt:

    das ist echt sehr gut geschrieben. respekt!
    mal sehen ob ich auch noch was zu diesem tollen haldern wochenende schreibe? bin aber ned so gut im schreiben ;)

    patrick swayze und tetris sounds :) das bleibt mir auch in errinnerung. aber auch die ganz tolle atmosphäre. war einfach sehr schön. nächstes jahr gerne wieder!!

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