News: Len Faki & Trentemøller: Neue Mix-CDs
Die Mix-CD-Kultur in der DJ-Szene ist eine feine Sache. Erfahrene Crate-Digger nehmen uns an die Hand – um nicht zu sagen an ihre „Dusty Fingers“ – und führen uns in eine andere Welt. Ob man nun das ein oder andere Stück der Tracklist bereits kennt, spielt dabei keine Rolle: Der einzelne Song muss sich der Geschichte beugen, die erzählt werden will. Im Kontext eines fein arrangierten Spannungsbogens blüht so manch bekannter Track ohnehin in neuer Pracht auf. Aktuell warten zwei große Namen der elektronischen Musik mit Compilations auf, die keine unterschiedlicheren Wege hätten einschlagen können: Wähernd uns Berghain-Resident Len Faki auf eine düstere Reise durch die Katakomben seines Stammclubs führt, lädt uns Trentemøller auf eine meditative Hafenrundfahrt durch die morgendlichen Nebelschwaden seiner Heimatstadt ein.
Von der Eröffnung der mittlerweile dritten Berghain-Compilation darf man sich nicht täuschen lassen. Bereits wenige Sekunden, nachdem das epische Streicherspiel in die Gewitteratmosphäre getaucht wurde, pumpt Len Faki mit der Durchschlagskraft eines russischen Sturmgewehres Beats durch die schwitzende Masse. Der angeschlagene Tenor ist dabei von Anfang an symptomatisch für das Berliner Ostgut-Label: Existentialistisch – reduziert – tief. Immer wieder splittert der Beton unter den grobkalibrigen Geschossen berstend durch die groß angelegten Räume. Die überschüssige Energie entlädt sich dabei periodisch per Hochdruckventil in gleißend, weißem Rauschen. Nach einer langen Nacht lichtet sich die Dunkelheit nach und nach, bis man schließlich bei Burials großartigem „Where Is Home“ (Bloc Party Remix) angelangt ist.
Ortswechsel: Etwa 500 Kilometer weiter nördlich läutet dichter Nebel einen sonnigen Tag in Dänemarks Hauptstadt ein. Eine verbeulte Nussschale legt ab und nimmt Kurs entlang der rostigen Docks. Wellen schlagen sanft gegen das Bug und bringen den alten Kahn gemütlich zum Schaukeln. Durch den in der Luft hängenden Dunst dringt leise Liz Harris verträumte Stimme an unsere Ohren. Anders Trentemøller hat die Ehre, die erste Ausgabe der neuen „Harbour Boat Trip“ Reihe zu bestreiten und als wichtige Schnittstelle zwischen Indie und Elektronik präsentiert er erstmals skandinavische Melancholie in Reinform. Dabei geht es von Gravenhurst über die Raveonettes und Caribou bis hin zu Two Lone Swordsmen. Immer die Gitarre im Anschlag und die Elektronik auf Sparflamme. Der Soundtrack für die After-Hour nach der durchgefeierten Nacht mit Len Faki. Zwei wunderbare Compilations, die sich nur in einem Punkt gleichen: Ihrer stringenten Koheränz.
V.A. – Berghain 03 ist am 20.04.2009 auf Ostgut Tonträger erschienen
V.A. – Harbour Boat Trips Vol. 01 – Copenhagen ist am 15.05.2009 auf Hfn Music (Rough Trade) erschienen
Der Four Tet-Remix von Caribous „Melody Day“ hat mich mal wieder dazu gebracht, die letzte Platte von Caribou aufzulegen (die Trentemoller-Compilation ist insgesamt unaufgeregt gut). Und das ist wie immer ein sehr, sehr gutes Gefühl. „Andorra“ ist für mich überhaupt eine der 50 Lieblingsplatten aus diesem Jahrzehnt. Hab dann auch gleich mal in den 2007er Jahrescharts gewühlt. Man, war das rückblickend gesehen ein starkes Jahr. Nicht so überragend wie 2005, aber dennoch: wow.
01 Burial
02 Animal Collective
03 Pantha Du Prince
04 Caribou
05 The Field
06 Twilight Sad
07 Pinback
08 Of Montreal
09 !!!
10 LCD Soundystem
11 Panda Bear
12 Blonde Redhead
13 Modeselektor
14 Deerhunter
15 Arcade Fire
16 Arnalds, Olafur
17 Coppola, Imani
18 Aereogramme
19 Bloc Party
20 Biffy Clyro
…außerdem: Battles, Amy Winehouse, Kings Of Leon, Polarkreis18, Jens Lekman, Silversun Pickups, Two Gallants, Les Savy Fav, Aesop Rock, Baroness, M.I.A. usw
… Spoon, Iron & Wine, Beirut, Stars, The National, Dizzee Rascal, Bon Iver, Dinosaur Jr, Apparat, Giardini di Miro, efdemin, Yeasayer, Band Of Horses, Patrick Wolf, Modest Mouse, Justice, Modeselektor, Gravenhurst …ja das war schon verdammt gut.
… El-P nicht vergessen :)
höre gerade mal wieder „Somersault“ von I Got You On Tape von der „Harbour Boat Trips“. Für diesen Song möchte ich alleine 20 Euro zahlen…Wahnsinn. Warte darauf, dass die neue LP der Band auch mal in Deutschland erscheint.