Locker Aus Der Hüfte

Dass das Jahr 2008 unter musikalischen Aspekten schon mehr als ertragreich gewesen ist, muss wohl nicht mehr erwähnt werden. Ein Ende dieser erfreulichen Entwicklung ist glücklicherweise auch noch lange nicht in Sicht. Volcano! leisten mit ihrem Debüt-Nachfolger einen wertvollen Beitrag zu Erhaltung des qualitativ hochwertigen Release-Stromes. Das Bindeglied zwischen dem eher elektronischen Leaf-Label und der Band findet man in den rasenden Synth-Sounds, die sich nicht selten zu einem anarchischen Noise-Kongloremat formieren. Kommentiert wird das rege Treiben von Aaron With, dessen Stimmorgan klangfarblich irgendwo zwischen Thom Yorke und Cedric Bixler-Zavala liegt.

Africa Just Wants To Have Fun

Das Chicagoer Trio praktiziert die musikalischen Dehnübungen hier gekonnt aus dem Stegreif, ohne sich allzu sehr in komplexen Experimenten zu verirren. Das Improvisationsmoment bleibt ohnehin nur Sekundärelement, da sich das Chaos mit der spielerischen Eingängigkeit nivelliert. Spätestens wenn Withs Stimme im theatralischen Vibrato ausschweift und das Instrumentarium sich seinen eigenen, verschlungenen Weg durch Raum und Zeit bahnt, wird klar: Hier hat man es nicht mit irgendwelchen beliebigen Indierock-Opportunisten zu tun, die auf der Welle des „New Weird America“ mitschwimmen wollen, sondern mit einem leidenschaftlich, lärmenden Kollektiv von Popneurotikern. Vom humorvoll, schrägen „Africa Just Wants To Have Fun“ bis zum ausdrucksvollen, aber mindestens ebenso obskuren „Palimpsests“ wird diese Annahme auch überzeugend bekräftigt. Der Kurs vom Erstling „Beautiful Seizure“ wird nahtlos, wenn auch etwas entschärft, fortgesetzt.

In Cirlces

So dreht und dreht sich das Karussell. Die bunten Lichter ziehen unwirkliche Schweife, während die Geräuschkulisse des Jahrmarktes zu einem fernen Hallen wird. Wie in der Realität wird auch in den konfusen Arrangements der Band die vorübergehende Aufhebung der Gravitation nach wenigen Minuten wieder beendet. Die Tatsache, dass man nun wieder getreu der Formel „Masse mal Gravitation“ auf dem sprichwörtlichen Boden der Tatsachen landet, bedeuted nicht, dass man sich auch nur einen Zentimeter vom Dreh- und Angelpunkt des Geschehens entfernt. Also heißt es sitzen bleiben und auf die nächste Runde warten.

8.3 / 10

Label: Leaf / Indigo

Spieldauer: 53:51 min.

Referenzen: Xiu Xiu, Deerhof, Animal Collective, Yeasayer, Dungen

Links: Homepage, MySpace

VÖ: 29.08.08

9 Kommentare zu “Review: Volcano! – Paperworks (2008)”

  1. florian sagt:

    alter schwede, was ein output! also, im doppelten sinne. ;)

  2. Bastian sagt:

    Ja, alle Achtung! Wo holt der Junge in so kurzer Zeit nur die ganzen Reviews her. Gibt’s da irgendwo ein geheimes Lager?

  3. Pascal sagt:

    Motivierte Mitarbeiter, die sich vollends mit der Vision „Auftouren“ identifizieren, gehen doch echt über alles:) Ich bin stolz auf Euch, Jungs…

  4. Philip sagt:

    wie ich florian schon sagte: was tut man nicht alles um sich vor dem lernen zu drücken :)

  5. Marco sagt:

    Der Sound macht richtig gute Laune.
    Im Weiteren hab noch nie so ein beklopptes Video gesehen wie das auf deren MySpace Seite. Absolute Homemade-Weltklasse.

  6. Pascal sagt:

    Das Video ist tatsächlich der reinste Wahnsinn. Sowas kann nur unter einer ganz optimal austarierten Dosis gut gehen:)

  7. Philip sagt:

    habs mir auch grad mal angeschaut, man, das muss spaß gemacht haben! und gegen den tanzstil kann selbst alexander marcus einpacken.

  8. Florian sagt:

    klingt als müsste ich das mal nachchecken ;)

  9. Marco sagt:

    Ich glaube allerdings nicht, dass konventionelle Betäubungsmittel dafür ausreichen.

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