OwelThis is How You Feel

Owel: This Is How You Feel

Musik erklingt, wie aus dem stillen Kämmerlein. Postal-Service-Laptop-Plinkern, ein Gibbard-Stimmseufzen, eine zartest gestrichene Gitarre – so könnte der erste Song auf einem anderen Album auch dezent weitergehen. Doch das gleichnamige Debüt der Band Owel ist kein kleindimensioniertes Album und das gilt auch für „Snowglobe“, das sich in siebeneinhalb Minuten in höchste Höhen und breiteste Breiten aufschwingt. Instrumentalrockige Streicher und Gitarren tragen das Emo- bis Yorke-Falsett von Jay Sakong, als würden die Sunny Day Real Estate und Smashing Pumpkins der Frühneunziger nebst Sigur Rós die gleiche Bühne der großen Gefühlsarena bespielen.

Wie eine reine DIY-Angelegenheit klingen auch Songs wie die noch gigantischer durchsungenen „Burning House“ oder „Progress“ nicht, doch eben eine solche ist „Owel“. Das Album wird ohne Label von der Band vertrieben und Sakong kümmerte sich selbst um die Aufnahme, lediglich die folgende Abmischung und Mastern übernahm der eher in Metal/Hardcore-Produktionen bewanderte Will Putney. Vielleicht rührt daher die Intensität, mit der sich die Gefühlswellen in „Death In The Snow“ auftürmen, doch auch stimmlich meidet Sakong Zurückhaltung. „Hold fast! Death awaits in the snow“, „Swear like you mean it“, die emotionale Dringlichkeit ertönt aus voller Kehle in langen Vokalen.

Nicht nur Owels Musik hat Naturgewalt-Potential, auch sind Sakongs Texte insbesondere von großen Gewässern durchzogen, so eröffnet das von Sechssaiter-Plinkern befunkelte Midtempostück „Once The Ocean“ mit „Who would lie beside me in wonder, as our town drowns out? / Would your faith last or ruin when the waves crash?“. „The Unforgiving Tide“ setzt das Wassermotiv fort, doch nach dem ersten Hören fällt es schwer, sich auf die Poesie seiner Strophen zu konzentrieren, wenn sein perfekter Refrain folgt. Hier kommt alles zusammen, was dieses Album ausmacht: die sichere Melodieführung, die großen Gitarren- und Geigenwände, das kontrastierend kleine Glockenspiel und Fingerpicking, das Auf- und Abwellen von Musik und Gefühl in Einheit unter goldigem Gesang. Es wird schon fast zuviel. Aber nur fast zuviel. This is how you feel.



„Owel“ ist als Download über Bandcamp, als CD über Bigcartel und neuerdings als Doppel-LP bei Intheclouds erhältlich.

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum