The Great Faults bestehen aus dem Gitarristen und Sänger Martin Arlo, dem Drummer Johannes Wagner und … das war es schon. Das ist der Clou: Es sind nur zwei Mülheimer Provinzler, die für den unter diesem Aspekt betrachtet doch gewaltigen Sound dieser Musik verantwortlich sind. Doch wo die ebenfalls zwei Mann starke Band Johnossi popaffiner geworden ist, fühlen sich The Great Faults im Schmutz durchaus wohl. Die kalifornischen Two Gallants liegen da als Querverweis schon näher. „Coming Back Soon“, das Debütalbum der beiden, versammelt auf elf Kompositionen satten Rock ’n‘ Roll mit klarem Bluesanstrich.

Arlo oszilliert zwischen Rhythmus- und Melodiegitarre, singt engagiert bissig im Quasi-Eröffnungsstück „Parades“, fügt sich aber auch gediegeneren Songpassagen – wobei die eher die Ausnahme bilden, nur auf „Timetable“ und beim Schlusslicht „Big Hearts“ wird vereinzelt zur Akustikgitarre gegriffen. „Coming Back Soon“ ist ein dicht und kompakt arrangiertes Werk. Stilsicher dekliniert und variiert das Duo mit seinen Mitteln Bluesakkorde und -schemata sowie phasenweise Schlagzeugdominanz (plötzliche Tempowechsel etwa in „Resist“) aus. Es rumpelt und knarzt, höchste Schrammelstufe auf „Hardly Thing“, keine Kompromisse, partout kein Feinschliff. Bei ihrer rauen Unpoliertheit präsentieren sich dann aber Stücke wie beispielsweise „Childsname“ oder „Light“ gleichzeitig auch markant melodisch.

Ein Understatement kann man dem Paar auch noch abgewinnen – vorausgesetzt, man glaubt der Band, dass der Lo-Fi-Gestus nicht nur finanzielle Not oder tocotronische Koketterie, sondern Konzept ist. Authentische Live-Atmosphäre, wie sie auch Bands wie Alabama Shakes momentan bevorzugen. So soll das Schlagzeug gar nicht steril, sondern rotzig klingen. Der Verstärker ist nicht defekt, sondern haargenau für die Gitarre, wie sie eben klingen soll, eingestellt. Der kompositorischen Qualität tut das keinen Abbruch, auch wenn das Album an ein paar Stellen ein wenig an Spannung verliert.

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