Beady EyeBE

Wenn einer der Gallaghers ein Album veröffentlicht, dann wird das fortgeführt, was man aus alten Oasis-Tagen bereits zu Genüge kennen gelernt hat: Das Prinzip der überhöhten Inszenierung. Es vergeht kaum ein Tag und der NME veröffentlicht schon wieder eine Meldung über nächtliche Pöbeleien, Diskreditierungen über [bitte Name einfügen] oder vor Selbstgenuss glühende Kommentare in Richtung des eigenen künstlerischen Outputs.

Es ist fast rührend, mit welch stoischer Haltung das eigene Revier verteidigt und der musikalische Konservatismus gefeiert wird. Ausgerechnet im Metier des musikalischen Stillstands taugt jede Veröffentlichung immer noch für einen Bloghype. Fast ein soziokulturelles Phänomen.

Viel gepriesen wurde im Vorfeld der Einfluss von Dave Sitek, der schon den Avantgarde-Rock von TV On The Radio aufpolierte. Bei nüchterner Betrachtung ist sein Einfluss doch eher gering einzuschätzen. Was er beiträgt, sind ein paar pointierte Bläsersetze, durch die Beady Eye sich bisweilen zu einer Art Soulrockband aufschwingen kann und ein insgesamt dichterer Sound, der „BE“ mehr zu einem homogenen Ganzen werden lässt als das Debüt. Dass die Band, wie im vergleichsweise düsteren „Soul Love“, auch mal psychedelisch auswabern darf – geschenkt.

Ansonsten: Solider Referenzrock, der sich abermals an den großen Vorbildern abarbeitet und einige schöne Momente bereithält. Vor allem das existenzialistische „Soon Come Tomorrow“ rührt an, genauso wie das rein akustische „Ballroom Figured“, das Verletzlichkeit zulässt und in dem man ähnlich wie im noch deutlich expliziteren „Don’t Brother Me“ textliche Verweise auf die Beziehung zu Liams Bruder Noel finden kann.

Trotzdem: Vielen Songs fehlt der entscheidende Kniff für den großen Wurf. Aber ganz ehrlich: Den hätte man Beady Eye beim besten Willen auch nicht zugetraut, oder?

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