Plattenpanorama – neue Alben im Schnellcheck (02/2013)


Wenn die Woche nur sieben Tage hat, kann man nicht jedes Album in aller Ausführlichkeit besprechen. Diesmal betrachten wir kurz und knapp neue Werke von Christopher Owens, Indians, The Joy Formidable, Mountains und Toro Y Moi.

Christopher Owens – Lysandre

An Christopher Owens scheiden sich seit jeher die Geister. Zwischen großem Songwriterhandwerk und sensibler Künstlerkarikatur schwankt auch nun sein erstes Soloalbum nach einer doch recht kurzen Karriere mit Girls. Um das titelgebende Motiv („Lysandre’s Theme”) herum geben sich Querflöten, weibliche Backgroundchöre und nicht immer geschmackssichere Ausflüge in Rocksteady oder Boogie Woogie die Hand, das gelegentlich hervorgeholte Saxophon erinnert zudem daran, warum man es vor seiner jüngsten Rehabilitation so inbrünstig hasste. Über Christopher Owens’ fabelhaftes Melodiegespür und Songwritingtalent können jedoch auch dieser etwas übermotivierte Eklektizismus und die gewohnt schmalzigen Lyrics an keiner Stelle hinwegtäuschen. (Bastian Heider)

Label: Pias UK/Turnstyle | VÖ: 25.01.2013

Indians – Somewhere Else

Einer für Alles. Søren Løkke Juul alias Indians macht alles selbst und braucht dafür vor allem eines: Tasten. Auf „Somewhere Else“ wagen sich viele verschiedene künstliche Pianoklänge durch ein Gespinst aus Hall und Echo, mal zerbrechlich im Stile Perfume Genius‘ hingetupft, mal folkig mit Akustikgitarre in Szene gesetzt. Hatte letzterer dieses Klangdickicht im vergangenen Jahr aber geradezu meisterhaft sparsam arrangiert, verliert Juul trotz stimmlicher Parallelen vor allem im zweiten Teil des Albums spürbar an Spannung. Fordert „Reality Sublime“ noch die Geister, die der Däne rief, zum verschwiegenen Tanz, ist der Spuk zum Schluss doch längst nicht so faszinierend wie zuvor heraufbeschworen. (Carl Ackfeld)

Label: 4ad | VÖ: 25.01.2013

The Joy Formidable – Wolf’s Law

Der größte Makel an „Wolf’s Law“ ist, dass es nicht zusammen mit meterhohen Monsterlautsprechern geliefert wird, die ihm gerecht würden. Auf seiner zweiten LP entfesselt das walisische Trio noch vielschichtigere, noch triumphalere Rockfluten: „Maw Maw Song“ ist mit seinem Quak-Refrain wohl der gewöhnungsbedürftigste unter den immens dichten, effektgeladenen Songs, die weniger Hitpotential besitzen mögen als ihre ersten Singles, sich jedoch insgesamt besser zu einem konsistent mitreißenden Album fügen. Sind ihre Pedale einmal bis zum Anschlag durchgedrückt, gelingt dieser Band wie derzeit keiner anderen der Abflug. (Uli Eulenbruch)

Label: Atlantic | VÖ: 18.01.2013

Mountains – Centralia

„Centralia“ ist auch, aber nicht nur die Synthese seiner beiden Vorgänger, des sequencerlastigen „Air Museum“ und des Gitarren-dronigen „Choral“. Das US-Duo eint digitale und analoge Techniken und Ästhetiken in klaren Konturen, seine Kompositionen aus seufzenden SOTL-Streichern, Synth-Loopings, Sechssaiter-Zupfen und Piano-Echo sind von solcher Breite und Tiefe, dass ihr Ausfaden ein den Atem stocken lassendes Vakuum verursacht. Und als wäre das noch nicht genug, folgt auf der zweiten Seite mit „Propeller“ ein 20-minütiges Meisterstück, das einen das Ende von Emeralds schnell verschmerzen lässt. (Uli Eulenbruch)

Label: Thrill Jockey | VÖ: 25.01.2013

Toro Y Moi – Anything In Return

Chaz Bundick alias Toro Y Moi bleibt unberechenbar. Nach Chill-was-auch-immer und Funk widmet er sich für Album Nummer 3, „Anything In Return“, dem R’n’B, gerne auch mal mit massivem Deep-House-Touch. Das gelingt alles natürlich gewohnt technisch versiert, wirkt aber manchmal wie eine bloße Fingerübung, die zeigt: „Schaut was ich alles kann!“ Klar fallen dabei tolle Tracks ab, zum Beispiel „Say That“, aber auf Albumlänge will es irgendwie nicht recht zünden. (Mark-Oliver Schröder)

Label: Carpark | VÖ: 21.01. (Download) / 01.02.2013 (CD/LP)

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