Waren die echt jemals weg? Mit ihrem nun vierten Album in den letzten neun Jahren gehören Mission Of Burma inzwischen jedenfalls mehr denn je fest zum Inventar popkultureller Diskurse, zwar weit davon entfernt, Ikonen zu sein, aber als wegweisendes Phänomen aus der Nische anerkannt. Dabei zehrt die Band nicht vom Ruf ihres Debüts „Vs.“, sondern untermauert ihre Stellung durch jene neuen Alben, die allesamt in den dunklen Sphären der Vergangenheit graben und nie bloße Selbstkopien sind.

„Unsound“ macht da keine Ausnahme, ganz im Gegenteil verfolgt es das auch schon bei den Vorgängern aufgegangene Konzept noch entschlossener. Bezeichnend ist, wie das Pferd hier geradezu von hinten aufgezäumt wird. Die Band platziert die zentrale Aussage in den letzten 30 Sekunden des Albums. „Forget What You Know“ ist vielleicht auch als Empfehlung an den Rest der Welt zu verstehen, vor allem scheint dieser Slogan aber die Ideen hinter dem gesamten Album perfekt zu verdeutlichen. Denn „Unsound“ klingt so klar nach einem Debütalbum wie nichts zuvor von Mission Of Burma. Ein Debütalbum, wohlgemerkt, das irgendwann zwischen Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre aufgenommen wurde. Der Opener „Dust Devil“ ist eine enthusiastisch wie detailverliebt vorgetragene Liebeserklärung an Wut und Dunkelheit, die erahnen lässt, warum Mission Of Burma immer wieder als Vorbilder heutzutage wesentlich bekannterer Bands herangezogen werden.

Neben der Spielfreude kommen gelegentlich auch fast schon naive Ideen zum Vorschein, wie etwa die mäandernden und schließlich alles überflutenden E-Gitarren in „Semi-Pseudo-Sort-Of Plan“, die „Unsound“ ein ums andere Mal aus dem Gleichgewicht zu bringen drohen; ganz so wie die erste Gehversuche einer neu gegründeten Band eben. Diese diffusen Momente reiben sich mit dem grundsätzlich runden Songwriting – eine Kombination, die sich nicht selten als unvorteilhaft herausstellt. Und doch beweisen Mission Of Burma mit „Unsound“ auch hierdurch weiter ihre einzigartige Zeitlosigkeit. Doch wie schon zuletzt wird man den Eindruck nicht los, dass – zum Beispiel mit einer etwas kraftvolleren Produktion – noch etwas mehr drin gewesen wäre.

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Label: Fire

Referenzen: Wire, Wipers, Gang Of Four, The Fall, Per Ubu, Sonic Youth, Hüsker Dü

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VÖ: 13.07.2012

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