The WalkmenHeaven

Das Cover in schlichtem Weiß, mit schnörklig-schlichten Buchstaben beinahe schüchtern. Der Einstieg ins Album sanft, ja beinahe zärtlich. Ist Hamilton Leithauser weich geworden?

„Heaven“ will das schönste Album aller Zeiten werden. 13mal buhlen die hymnenhaften Stücke der einstigen Indierocker um die Gunst des Hörers und lassen sich trotz ihrer geradezu diebischen Eingängigkeit doch nicht allzuschnell am Schlafittchen packen. Mehr Folk, mehr Intensität, mehr Geradlinigkeit: „Heaven“ klingt himmlisch, schmeckt aber zuweilen doch ganz schön bitter.
„Life looks easy on the TV where you ride into some blue evening, I fill my evenings with images of the hazy hereafter,” singt Leithauser im reserviert klingenden „Southern Heart”. Verwurzelt, geerdet, mit Blick in die Ferne. Musikalisch ist vieles beim Alten geblieben, doch fällt die neu hinzugekommene Beseeltheit geradezu frappierend auf. Nicht von ungefähr, dass sich Robin Pecknold von den Fleet Foxes zwei Stücken mit angenommen hat und dem ehrlichen „No One Ever Sleeps“ sogar seine Stimme leiht. Doch auch dem eröffnenden „We Can’t Be Beat“ ist eine ganze Menge Einfluss anzumerken, zurückgelehnt und gelassen winden sich Sänger und Hintergrund in die Höhe, verlassen die Pfade der Harmonieseligkeit aber nie.

Gegenpol ist das kraftvolle, sich tief im Americana suhlende „Heartbreaker“ mit seinem Killerrefrain und den intensiven Gitarrenmomenten. Doch bereits „The Witch“ rudert mit souligem Begleitchor wieder ein Stückchen in die andere Richtung, ohne jedoch die aufgestaute Intensität vollends zu verlieren.

Begeisternd, ja gerade zu fesselnd stürmen die Sing-A-Longs „Love Is Luck“ und „The Love You Love“ nach vorne, ersteres noch mit angezogener Handbremse, letzteres mit ungestümen Drang. „Baby it’s the love you love, not me“ wiederholt Leithauser, wohl Bruch und Bestätigung zu gleich, denn Liebe spielt eine große Rolle auf „Heaven“. Liegt es daran, dass die Musiker nun alle Familienväter sind und sich weniger um sich selbst, sondern die Lieben kümmern müssen? Oder ist hier eine ganz andere Ebene im Spiel? „Our children will always hear romantic tales of distant years”, heißt es im Titeltrack. Leithauser und seine Mannen scheinen trotz aller grauen Zwischentöne positiver Stimmung zu sein, wird doch das Vergangene, das Geerdete schwärmerisch in die Zukunft transportiert: „Our gilded age may come and go, our crooked dreams will always glow“.

Wohin also den Blick wenden? Ob der vielen Bezüge auf Liebe und Hoffnung gen Himmel oder doch eher nach vorn gerichtet, ganz dem eigenen Willen geschuldet. „Love will decide“ nennt Leithauser im gospeligen „The Witch“ das Ziel mit kratziger Stimme und vorbeiwehender Orgel. Liebe entscheidet … endgültig?

78

Label: Cooperative

Referenzen: Fleet Foxes, Grizzly Bear, Hallelujah The Hills, My Morning Jacket, Wilco

Links: Homepage | Facebook

VÖ: 08.06.2012

Ein Kommentar zu “The Walkmen – Heaven”

  1. wie gut das cover auf der startseite wirkt…!

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum