Telebossa: Die Deutschland-Brasilien-Connection

Telebossa wissen um die Macht der Details: Da wird nicht lange überlegt, sondern intuitiv agiert. Ist innerhalb der langsamen und jederzeit bedächtig fortschreitenden Kompositionen noch Platz, dann wird hinzuaddiert, mit Maß und Feingefühl. Ein bisschen Rumquietschen auf Gläsern, ein paar aus dem Laptop gequetschte Plopps und Pieps und für einen kauzigen Ruf flugs den Uhu aus dem benachbarten Zoo geborgt und ins Studio gestellt – und schon bekommt das im Mai erscheinende Debüt einen spielerischen Touch. Mikroskopische Genusskatalysatoren, die an dem haften, was knarzendes Cello und gezupfte Gitarre an Nährboden bieten.

Die Grundlage bilden eigene Kompositionen und Adaptionen von brasilianischen Klassikern, Bossa, Samba. Auf gezupftem und gestrichenem Cello, mit rhythmisch gezupfter Konzertgitarre und dumpfem Schlagwerk inszeniert und mit der dunklen Stimme des seit Jahren auch in Berlin lebenden Brasilianers Chico Mello verflochten – eine Melange, die an sehr klassische und sehr erwachsene Akustikmusik, gar Kammermusik erinnert und sich somit ein bisschen Eigenwert in der oftmals doch hermetisch versiegelten Welt des Pop sichert. Diese Grenzwanderung ist gehaltvoll und in ihrer enormen Präsenz absolut einnehmend.

Telebossa eu sonhei by telebossa

„Feltro No Ferro“ trollt sich ins Moll, wird bauchgepinselt und mit Wassergeräuschen bestäubt, „Século De Progresso“ ist eigentlich minimalistisch staubgoldtrocken, schwenkt dann aber immer wieder zu sehnsüchtigen Melodien um, die immer wieder aufstieben und die recht experimentelle Fassung vergessen lassen. Auch wenn Chico Mello und Nicholas Bussmann es sich nicht nehmen lassen, auch mit Abstraktion, Loops und Verformungen Klangforschung zu betreiben, die natürlich nur auf ihrem Studioalbum entsprechend zu vernehmen sind – live gewinnt das Duo vor allem Qualität aus dem Zusammenspiel.

http://www.youtube.com/watch?v=bA2i3hCeUtA

Das wunderbar fantasievolle Werk erscheint am 24. Mai.

Links: Telebossa

(Bildcredits: Artwork Lucy McKenzie / Hintergrund Thomas Briggs)

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