City Light ThiefLaviin

Ach, was war das nur für eine verrückte Zeit damals, Anfang des Jahrtausends: Wir trugen schwarz gefärbte Haare mit ausufernden Ponys, kritzelten überall Herzchen oder Sternchen hin und das Kajal lief uns die Wangen runter. Aber das war okay, schließlich waren alle so. Doch seitdem ist viel Zeit vergangen, der Hype ist vorbei, die Jugend sowieso und mittlerweile ist uns klar, dass wir vor allem ziemlich dämlich aussahen. Nur die Musik, die ist geblieben – oder kommt eben immer mal wieder.

Zwischen den Jahren 2000 und 2002 erschienen stapelweise wegweisende Platten, die alle irgendwo in diesem undefinierbaren Bereich zwischen Punk, Hardcore und – was auch immer das jetzt eigentlich noch bedeuten soll – Emo angesiedelt waren: So z.B. das letzte Album von At The Drive-In, das wichtigste Werk von BoySetsFire, die beste Scheibe von Thursday oder das Debüt von Finch. Dank City Light Thief und ihrem Erstlingswerk „Laviin“ kann diese Zeit nun innerhalb von gut 36 Minuten noch einmal im Schnelldurchlauf erlebt werden.

Dynamik, Druck und Dreifachgesang: Das sind die ganz simplen Mittel, mit denen sich das Quintett aus Grevenbroich durch die insgesamt zehn Songs hangelt. Der Opener „Driftwood“ steht dabei exemplarisch für den Rest des Albums – klarer, manchmal leicht überdrehter Gesang wechselt sich mit geschrieenen Parts ab, die Gitarren gniedeln scharfkantig über die Rhythmusabteilung, die ihrerseits gerne mal den einen oder anderen Bruch einbaut, nur um dann kurz darauf wieder voll einzusteigen. Sehr schön ist diese Formel beispielsweise in „Alpine Idyll“ wiederzuerkennen, das sich knapp nach der Hälfte noch mal komplett neu aufbaut, um dann auch gleich eine etwas andere Richtung einzuschlagen.

Das düstere „Black Tongues“ erinnert mit seinem eindringlichen Chorgesang derweil an das letzte, hervorragende Album von Brand New, während der Folgetrack „Architect vs. Avalanche“ stimmungstechnisch in die exakt entgegensetzte Richtung ausschlägt – inklusive Handclaps, luftiger Gitarren und Mitsingteils. Und wäre das nicht alles schon abwechslungsreich genug, beinhaltet der Abschlusssong „Punkt. Aus. Ende!“ sogar noch einen Spoken-Word-Teil und ist in Teilen auf Deutsch verfasst.

Am Ende ist „Laviin“ jedoch ein Album, das aufgrund seiner Vielseitigkeit zwar wunderbar von vorne bis hinten durchzuhören ist, auf dem dann letztlich allerdings doch die ganz großen Highlights fehlen. Vielleicht wird in zehn Jahren aber trotzdem jemand über den Zeitraum zwischen 2010 und 2012 schreiben und dabei das Debütalbum von City Light Thief als wichtigen Bestandteil einer neuen Hardcore-/Punk-/Wieauchimmer-Bewegung ausmachen. Das Potential ist jedenfalls vorhanden.

70

Label: Midsummer Records

Referenzen: Trip Fontaine, Saosin, Alexisonfire, These Arms Are Snakes, Finch

Links: Homepage, Label

VÖ: 07.01.2011

City Light Thief – Golden Roots

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