Auch mal im Schlafzimmer tanzen: The Hundred In The Hands

Vor fünf Jahren wirkten Veröffentlichungen von Maxïmo Park oder !!! noch wie Überraschungen im Programm von Warp Records, mittlerweile sind die Tage, in denen das Label als Hort der Elektronik galt, aber gewiss vorbei. Auf gut jedem zweiten Album spielt momentan sogar der olle rockige Sechssaiter eine mehr oder weniger prominente Rolle, so auch bei „Dressed In Dresden“, der Debütsingle von The Hundred In The Hands.

Abgehackt-kantige Gitarrenfetzen vereinten sich darauf über wuchtig-schallendem Tanzbeat mit dem fast schon twee-artigen Gesang von Eleanore Everdell zu einem energiehaltigen Rezept, das durchaus noch mehrmalig erfolgreiche Anwendung hätte finden können. Und das vom Duo auf seiner exzellenten Nachfolge-EP links liegen gelassen wird.

Die Zutaten für „This Desert“ sind kaum anders, werden aber neu gemischt und angewendet. So geht beispielsweise der Beat von „Tom Tom“ weniger in Mark und Bein, wird durch rappelnde Perkussion zudem in die Breite gezogen bis der ungemein charmante Zweiton-Instrumentalrefrain darauf wie auf einem Trampolin springen kann – die Gitarre erscheint hier akzentuierend erst gen Ende. Melancholischer und gemächlicher schwingt es anderswo, zu „Ghosts“ und „Building In L.O.V.E.“ tanzt man doch eher alleine im Schlafzimmer.

Mit den wohl dichtesten synthetischen Texturen erinnert das traumhafte „In To it“ schon ein wenig an Slowdive oder auch School Of Seven Bells, wäre bei aller instrumentalen Pracht aber nichts ohne seine ätherisch hallende Sängerin. Die beweist besonders im finalen „It’s Only Everything“ mit sprungartigen Wechseln zwischen Kühl und Warm ihre Wandlungsfähigkeit, lässt für jede Temperatur auch einen gewissen Beiton im Timbre mitschwingen. Bei aller stimmlichen und Stimmungs-Abwechslung zeigt sich „This Desert“ aber atmosphärisch erfreulich kohärent und beweist mal wieder, dass zwischen Single und Album eben auch noch eine mittlere Tonträgerlänge für Sternstunden sorgen kann.

„This Desert“ ist am 14.05. auf Warp Records erschienen.

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