Auf Tortoises neuem Album regiert nun einmal mehr die Spielfreude. Nach dem Zwischenstopp bei Will Oldham, bei welchem das wunderbare Coveralbum „The Brave And The Bold“ heraussprang, sind sie nun wieder bei ihrem persönlichen Kindergeburtstag angekommen. Losgelöster und freier als auf dem Vorgängeralbum „It’s All Around You“ hat die Band wieder ein Stück weit zu ihrer Leichtigkeit zurückgefunden.

Tortoise begrüßen uns auf dieser Feier gleich mit einem großen Stück Kuchen. „High Class Slim Came Flotin’ In“ ist ein Acht-Minuten-Stampfer, der schon durch den Vorabdownload bekannt ist. Aber egal, Käse-Sahne-Torte kannten wir damals auch schon und trotzdem wusste er ein ums andere Mal zu begeistern auf jedem Geburtstag. Und weil es nie bei einem Stück bleibt, schieben Tortoise mit „Prepare Your Coffin“ gleich den nächsten bunten Pappteller herüber. Mit allerlei Gedöns, Beats und Loops läuft der Nachmittag absolut rund. „Gigantes“ turnt fröhlich im Garten herum und mit „Yinxianghechengqi“ haben Tortoise das Scrabbleabräumerwort 2009 vorgelegt. Und das als Instrumentalband. „Minors“ quetscht sich am Ende stellenweise wie eine Tube Zahnpasta selbst aus, um dann in „Monument Six One Thousand“ im dunklen Badezimmer sein Dasein zu fristen. Wenn Kritik an diesem Album aufkommt, dann ist es das Fehlen des gewissen Etwas. Eine mutigere Weiterentwicklung findet auch auf dem sechsten Album der Band nicht statt. Das ist selbstverständlich Jammern auf hohem Niveau, denn Tortoise sind immer noch eine Ausnahmeband mit hohem Wiedererkennungswert, aber der Überraschungseffekt ist einfach nicht mehr da. Der hinterfotzige Groove von „Millions Now Living Will Never Die“ ist irgendwie raus. Und ach, waren das wunderbare Störgeräusche bei „Djed“, die einen glauben ließen, dass die Anlage nun endgültig auf den Sondermüll gehört. Solche Spielereien werden schmerzlich vermisst, es bleibt dann trotz aller Spielfreude beim Alten. Doch irgendwie glichen sich damals ja auch alle Kindergeburtstage, oder? Und wer kann von Topfschlagen schon genug bekommen?

6.7 / 10

Label:
Thrill Jockey

Spieldauer: 43:39

Referenzen: Saxon Shore, We Vs. Death, Gastr De Sol, Tied & Tickled Trio

Links: Bandseite

Ein Kommentar zu “Review: Tortoise – Beacons Of Ancestorship”

  1. Björn sagt:

    http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=1132145&kat=48&man=3

    Kleine Eindrücke vom Konzert gestern in Erlangen.

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum