BLK JKSMystery (EP)

Mittelschwere Irritation macht sich breit, wirft man einen Blick auf den Wikipedia Eintrag der BLK JKS. Years active: 2000-2009. Die Diskographie spuckt derweil völlig unaufgeregt gerade mal einen einzigen Eintrag aus (eine EP von 2009, um genau zu sein). Druckfehler? Gewiss nicht.

Die Erklärung in Kurzform: Die beiden Jugendfreunde Lindani Buthelezi (Vocals) und Mpumelelo Mcata (Gitarre) rufen um die Jahrtausenwende herum das Projekt BLK JKS ins Leben und erspielen sich mithilfe ihres verqueren, fremdartigen Beat-Verständnisses, lärmenden Gitarrensounds und einer unermüdlich antreibenden Rhythmus- und Percussion Sektion eine stetig ansteigende Anzahl begeisterter Zuhörer. Sie berufen sich dabei auf den in den 60ern entstandenen Mbaqanqa, verpassen dem traditionellen südafrikanischen Musikstil durch ihre eigenwillige Spielweise sozusagen ein Update, wachsen mit Tshepang Ramoba und (Drums) Molefi Makananise (Bass) zum Quartett heran und bekommen fast am Ende dieses Jahrzehnts die Gelegenheit, zusammen mit Brandon Curtis (Secret Machines) ins Studio zu schreiten. Das Ergebnis dieser Session, die „Mystery EP“, gibt ein verdammtes Versprechen ab.

Erstaunlicherweise ist es für den Hörer anfangs trotz der überschaubaren 20 Minuten schwierig, Orientierung zu erlangen. „Lakeside“ startet fast mystisch, fremd, bietet vorerst keinen Fixpunkt und entpuppt sich erst nach hinten heraus als konsequent durchdachtes, zusammenhängendes Gefüge, in dem sich die im letzten Drittel aufputschende Gitarre nicht in endlosen Nichtigkeiten verliert, sondern im richtigen Moment wieder auf die Straße konzentriert. Lässig, aufregend und visionär.

Der darauffolgende, aufwühlende Titelsong klopft dem Jazz beinahe unbemerkt respektvoll auf die Schulter, schlägt dann einen funky Haken, schnüffelt reichlich Soul-Luft und entlädt sich schlußendlich in einem Gitarren-Gewitter, während „Summertime“ anfangs leichten Salsa-Flair versprüht, dann einen tanzbaren Soundteppich ausbreitet und den klagenden, charismatischen Vocals entsprechenden Halt verleiht. Selbst verwöhnte Anhänger von Dungen und TV On The Radio werden just in diesem Moment einen ehrfurchtsvollen Knicks machen. Der Closer „It´s In Every Thing You´ll See“ fällt stylistisch ein wenig aus dem Rahmen, nun steht neben Lindas Gesang die Wärme der Akustischen im Vordergrund. Knisternde Lagerfeuerkulisse, das Zirpen der Grillen und die Weite des Ozeans; ihr persönliches „Televators“ sozusagen.

Die Detailtreue und das Gespür für die Situation ist bemerkenswert, die Zusammenarbeit mit Produzent Brandon Curtis zahlt sich gleich doppelt und dreifach aus. Er versteht es, die tollkühnen Einfälle der BLK JKS zu bündeln, das Gesamtwerk nicht zu überladen. Wie groß sein Anteil tatsächlich ist, käme sicherlich erst ans Tageslicht, wenn wie im Falle von The Mars Volta irgendwann der Gitarrist selbst für die Produktion zuständig wäre, anstatt sich von einem Routinier (Rick Rubin) zur Debüt-Großtat lenken zu lassen. Im Falle der BLK JKS ist die eigentliche Feuertaufe für den September angekündigt, dann soll der Longplayer folgen. Und wenn das Quartett mit „Mystery“ nicht nur hinterlistig angetäuscht hat, schießen die Jungs nach dem vierfachen Übersteiger in wenigen Monaten kein Luftloch.

80

Label: Secretly Canadian (Cargo)

Spieldauer: 19:31

Referenzen: The Mars Volta, Dungen, TV On The Radio, Liars, Crystal Antlers, HEALTH

Links: MySpace, Bandblog

VÖ: 13.03.2009

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