Es gibt Künstler, die mit ihrem Schaffen eine wahre Staubwolke aus den abseitigsten Genre-Begriffen aufwirbeln. Wenn sich diese wie für gewöhnlich mit der Zeit legen, bleibt oft nicht viel über.

Nicht so bei Hans-Peter Lindstrøm und Prins Thomas. Mit Schlagwörtern wie „Cosmic“, „Baeleric“ oder „Disco Revival“ können die beiden Schweden sowieso nicht viel anfangen. Samples, Referenzen und Zitate müssen nicht immer akribisch zerlegt und zu imaginären Genres summiert werden, um der Musik gerecht zu werden.

Die Analog-Synth’s gluckern hier im psychedelischen Arpeggio über warme, funkige Basslines. Die Arrangements sind extrem abwechslungsreich, sodass sich der Hörer nicht mal ansatzweise auf das repetitive Durchhaltevermögen stützen muss, dass bei instrumentaler und elektronischer Musik häufig gefordert wird. Vielen Songs sollte man trotzdem die Zeit einräumen sich voll zu entfalten, denn hier sind selbst unter den letzten Snaredrums noch kleine Details versteckt. Die beiden bärtigen Männer sind stets auf der Suche nach Möglichkeiten, die verschiedensten Einflüsse unter einen Hut zu bringen. Da gilt es zu selektieren, zu variieren und zu sortieren. Der Detailreichtum bleibt trotzdem enorm – hier ein Glockenspiel, da eine groovende Bassline, zusammengehalten von organischen Schlagzeug-Rhythmen, Tamburinen, Congas und was sich noch so alles als Percussion bezeichnen lässt.

Hier und da krautig, aber immer im den Funk im Gepäck, bahnt sich der instrumentale Fluss seinen Weg durch Flora und Fauna, um schließlich im Schoß des Ozeans zu münden. So weit und offen wie das Meer kommt dann auch das flächige Konglomerat aus Gitarre, Synth, Bass und Vocalpad auf „Gudene Vet + Snutt“ im letzten Drittel des Albums daher. Mit soviel entspannter Exotik haben die beiden Skandinavier auch gar kein Problem, raubt die entwaffnende Ehrlichkeit dieser Musik den Klischees doch ohnehin jeglichen Raum. Zeitgemäß konserviertes 70ies-Feeling und eine satte, warme Produktion sorgen für den letzten Schliff.

7.3 / 10

Label: Eskimo Recordings

Spieldauer: 74:23

Referenzen: Lindstrøm (Solo), Prins Thomas (Solo), Todd Terje, Bjørn Torske

Links: Myspace

Vö: 26.05.2009

2 Kommentare zu “Review: Lindstrøm & Prins Thomas – II”

  1. Pascal sagt:

    Von mir gibt´s sogar ne 8,0;) Keinen Deut schlechter als die letztjährige Großtat.

  2. […] nur noch nostalgische Gefühle heraufbeschwört. Und doch schafft es dieser zottelige Norweger ein ums andere Mal zu faszinieren, was nicht zuletzt daran liegt, dass er bei allem Zitatreichtum das Gefühl der […]

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