blueroses„A rose is a rose is a rose”. Die Abstreifung jeder Metaphorik, Besinnung auf das Wesen der Dinge. Während sich die Stimmverwandte, Joanna Newsom, in ihren Harfen-Epen auf „YS“ jeglichem Symbolismus hingibt, ist Laura Groves wesentlich reduzierter und ruhiger. Sowohl textlich als auch musikalisch herrscht die Ruhe, die das Cover schon ausstrahlt, auf dem gesamten Album. Von der ersten Sekunde dieses Werks ist klar, dass hier die Ekstase selbst noch reduziert und schüchtern ausfallen wird. „I Am Leaving“ beginnt mit einem Space-Keyboard, dass Kate Bush irgendwo liegen gelassen zu haben scheint. „Can’t Sleep“ versprüht seine Verzweiflung auf angenehmste Art. „I Wish I…“ ist eine schöne, ambitionierte Pianonummer.

„I Wish I Could Photograph My Moods, Show Them To You, Just To Prove Something“ Ja, ja, Bilder sagen mehr als tausend Worte. Davon bitte ein Foto. Weder aber ist der eine Schnappschuss möglich, noch braucht Laura Groves ihre Stimmung in Bildern festzuhalten, denn das Gefühl wird hier allein durch die Musik übermittelt. Heimelig spinnt sie die Fäden auf diesem Album, vorsichtig wird Ton um Ton gesät, um dann langsam zusehen zu können wie die Blume wächst. Und schon wieder ist nicht um die offizielle botanische Referenz im Namen vorbeizukommen. Doch genau dies ist ein offensichtlicher Pluspunkt. Kaum ein Künstler hat sich so treffend benannt wie Laura Groves. Doch obwohl sie mit „Blue Roses“ sicherlich ein starkes Debut vorgelegt, verfällt sie zum Ende hin dem, was schon so viele andere vor ihr gemacht haben.

Es braucht viel Aufmerksamkeit und Geduld, um hier nicht den Faden zu verlieren, denn gerade in der zweiten Hälfte läuft das Album Gefahr egal zu sein. Die feinen Ideen scheinen sich eher im vorderen Teil zu tummeln, während man sich zum Ende hin gemächlich zurücklehnt und das Standardprogramm abzuhaken scheint, das von einer Singer/Songwriter-Platte erwartet wird. Klar hat „Does Anyone Love Me Now?“ immer noch tolle Klatscher im Hintergrund, aber alleine schon bei dem Liedtitel ist ein wenig Einfallslosigkeit zu erkennen. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Texte immer wieder als Trumpf dieses Albums ausgespielt werden. Erst mit „Imaginary Fights“ nimmt das Album wieder etwas Fahrt auf und schickt sich mit Pianobegleitung zum Abschluss. „Blue Roses“ besticht förmlich durch seine direkte Art, die Dinge beim Namen zu nennen. Die Qualität der Songs und die außergewöhnliche Stimme sprechen auf jeden Fall dafür, diesem Album eine Chance zu geben in der derzeitigen Veröffentlichungsflut an Singer/Songwriter und Folk Material.

7.0 / 10

Label: XL Recordings / Beggars / Indigo

Spieldauer: 45:11

Referenzen: Azure Ray, Alela Diane, Joni Mitchell, Kate Bush, Joanna Newsom

Links: myspace, Homepage

VÖ: 24.04.09

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