moondogOkay, sparen wir uns die blöden „Herr der Ringe“-Witzchen. Schließlich ist diese Geschichte schon selbst so obskur und aberwitzig, dass sie nur das Leben selbst schreiben konnte. Die Kurzform: 1916 wurde Louis Thomas Hardin aka Moondog in Kansas/USA geboren, 16 Jahre später ging ein Pyrocracker-Experiment wortwörtlich ins Auge. Erblindet verdiente er als Straßenmusiker seinen Unterhalt in New York, wo er auch Kontakte zur Jazz-Szene unterhielt. Schon damals galt er als einer der einflussreichsten Experimentalmusiker schlechthin. Durch seine Nähe zur Konzeptkunst legte er gesteigerten Wert auf Kompositionslehren und versuchte in seinem Schaffen das (mathematische) Wesen der Welt einzufangen. Nie abgeneigt war er dabei auch der Selbstinszenierung als Künstler, wie diese Bilder nahelegen. Nach dem Krieg gab Moondog auf Einladung des Hessischen Rundfunks ein paar Konzerte in Deutschland – und blieb prompt hier hängen. In Oer-Erkenschwick. Während man in den USA die Vermisstenmeldung in einen Totenschein umschrieb, verfestigte er in Deutschland („The Holy Land with the Holy River“ – der Rhein) seine krude und neuartige Art des Musizierens. Mit 83 Jahren starb er in Münster, wo er heute auch begraben liegt.

Über die Bedeutung seines Schaffens und seine revolutionären Ansätze kann man an dieser Stelle ein paar weniger flapsige Worte lesen, die auch durchaus elaboriert den theoretischen Überbau seines Werkes genauer beschreiben. Eine spannende Person, dieser Moondog!

Am 27. März werden zwei Werke von Moondog neu aufgelegt: „More Moondog/The Story Of Moondog“ beinhaltet dreißig Skizzen Abwegiges. Von Field Recordings aus den 50er Jahren in New York bis zu Klavier-Konstrukten, von orientalischem Cymbal-Geklopfe bis Dampfer-Tuten. Dazwischen Duette mit Hunden oder Neubauinstrumenten wie dem Oo oder der Trimba (das Trimba?) und immer wieder Playback-Handclaps in ungerader Metrik. Der Indianer-„Chant“ ist esoterische Ausnahme, der Rest ist, wie beschrieben, ebenso abgefahren wie wichtiges Zeitdokument. Immer sind die Tracks spannend und anstrengend, wohl nur als Experte in ihrer waghalsigen Form so richtig zu verstehen, machen sich aber gut als Angeberstück in jeder Sammlung.

Label: Honest Jons

Wikipedia-Artikel: „Moondog“

Reinhören: Amazon.com

4 Kommentare zu “Zwischenstopp: Moondog: Experimente in Oer-Erkenschwick”

  1. Klaus Rocksin sagt:

    Was haltet ihr von Ölschlick auf Autobahnen und allg. Kleidungsverschmutzung?

    Mit freundlichen Grüßen,

    Klaus Rocksin

  2. Hannes sagt:

    Ach ja, Moondog. Erinnert mich immer an die Discobeine, damals. Ein Jeansbein zusätzlich. Das waren Zeiten. Und was hatten wir für Frisuren damals, haha. Und Schlaghosen! Ja, früher war mithin alles besser!

  3. Jens sagt:

    …vermutlich auch die Drogen.

  4. tom "Tornado" Klatt sagt:

    Dear Markus, bin entsetzt über deinen Artikel, hoffe es ist nicht Generationsbedingt so eine „flapsige“ Schreibe „hinzuzaubern“. Es ist beschähmend wie respektlos Du mit dem Werk und der Person von LOUIS HARDIN umgehst….Thor sollte seinen Hammer erheben und Dir ne kleine Beule verpassen, vielleicht laufen dann die restlichen Gehirnsäft besser…
    Mit echtem Bedauern für so eine Art von „Journalismus“
    TOM „Tornado“ Klatt

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