Wer kommt eigentlich auf den Gedanken, ein Herbstalbum im Sommer zu veröffentlichen? Die Antwort darauf lautet Manana (zu deutsch Zukunft, nicht zu verwechseln mit einem dämlichen Song aus den 70ern) und man möchte ihnen „Interruptions“ links und rechts um die Ohren hauen, wenn es nicht im Innersten so unheimlich schön und absolut ergreifend wäre. Der perfekte Soundtrack für die lichtarme Jahreszeit und den Abschied vom Sommer. Warum mit aufwendigsten Mitteln nach schwarzen Löchern in Genfer CERN suchen, wenn deren Existenz in unmittelbarer Umgebung in Basel und nun in rein auditiver Form auf „ Interruptions “ eindringlich bewiesen werden kann.

Auch wenn einem Stichworte wie Klanglandschaft und Kälte einfallen, mit kitschiger Bergweltromantik hat dieses Album wenig gemeinsam. Und wenn man schon mit Naturmetaphern spielen will, fällt einem bei den melodiösen aber äußert melancholischen Songperlen das bekannte Depeche Mode-Video zu „Enjoy the Silence“ ein, in der Dave Gahan durch verlassene Winterlandschaften wandelt. Hätte es damals schon den Ipod gegeben, man hätte ihm wohl Manana als passende Untermalung auf seinen einsamen Wegen empfohlen. Aber evtl. hat sich auch Sänger Manuel Bürkli als kleiner Bub von den hymnischen Düsterpopsongs inspirieren lassen. Mit einer gewissen Portion Pathos gibt er der fragilen Songstruktur – aus Post-Rock , Ambient und Pop bestehend – seinen Halt. In Songs wie „Unbalance“ oder „Little Lights“ wirkt das mitunter wie zuviel des Guten und führt schnell zu Vergleichen mit Dredg, die zwar durchaus als Referenz dienen aber nicht so gekonnt und zielsicher den Popweg beschreiten wie Manana. Auch Polarkreis 18 fallen einem wieder ein, aber die größeren Popmomente sind einfach auf „Interruptions“.

Dass es ich hier um eine Band mit riesigem Potential handelt muss auch Star-Produzent Ken Thomas erkannt haben, der ansonsten mit Größen wie Sigur Ros und Depeche Mode zusammen arbeitet und sich hier nicht zu schade war, einer noch unbekannten Indieband unter die Arme zu greifen. Wer genau hinhört wird sicherlich auch Gemeinsamkeiten zu den bereits erwähnten Bands erkennen, aber ein eigener Stil ist bereits jetzt schon gefunden. Dieser müsste allerdings bei dem Nachfolger noch deutlicher ausgearbeitet werden, so muss man sich erstmal in die zweite Reihe hinter den Genregrößen anstellen. Viel fehlt allerdings nicht mehr zum Durchbruch und „Interruptions“ wird einen, sofern man sich als Melancholiker bezeichnen möchte, im Herbst eh nicht mehr loslassen. Die Zukunft beginnt jetzt.

7.0 / 10

Label: Rodeostar / Inside Agency

Spieldauer: 33:40

Referenzen: Sigur Ros, Dredg, Spruce, Polarkreis 18, Depeche Mode

Links: Homepage, MySpace

VÖ: 15.08.2008

4 Kommentare zu “Review: Manana – Interruptions”

  1. florian sagt:

    noch nie gehört. nach den referenzen dürfte das 100%ig in mein jagdgebiet passen. danke :)

  2. Rinko sagt:

    Bitte! :)

    Bin auch erst durch einsame Abend in der Blogosphäre drauf gestossen ;) Dabei haben die immerhin Ken Thomas mit an Bord !

    Hoffe dir gefällt das Album !

    P.S: O-Ton Oliver Ding auf Plattentests „Die Mañana liegt bei mir unterm Tisch, weil ich diese quengelnde Emo-Opulenz genausowenig ausstehen kann wie bei Elliott.“ *gg*

  3. florian sagt:

    mew trifft elliott. mag ich sehr.

  4. philip sagt:

    plattentests redakteure schreiben doch auch nur bei auftouren.de ab

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