Auch wenn Okkervil River mit ihren ersten vier Alben schon beachtliche Werke hingelegt haben, der endgültige Durchbruch war ihnen erst mit „The Stage Names“ vergönnt, einer Platte, die durchaus als Konsenswerk angesehen werden konnte, da sie nahezu von allen Seiten mit Lob überschüttet wurde. So kommt es den Herren um Will Sheff doch recht gelegen, keine großen, neuen Schritte wagen zu müssen, denn das nun vorliegende „The Stands In“ versteht sich als fehlender, zweiter Teil des Gesamtkonzeptes. Das wird nicht nur bei der musikalischen Ausrichtung oder den thematisch beim Vorgänger ansetzenden Lyrics deutlich, sondern auch konsequent bis in die Details wie Artwork zu Ende gedacht. Die große Frage jedoch ist, ob denn auch die Klasse der Songs an den Vorgänger heranreicht?

Zu allererst fällt mal auf, dass die Platte in drei Parts aufgeteilt ist, die jeweils durch Interludes angekündigt werden. Damit konnte nun nicht unbedingt gerechnet werden, hat diese Struktur doch nichts mit dem Vorgänger gemein. Es aber darf getrost von einem geglückten Experiment gesprochen werden, denn alle drei jeweils keine Minute andauernden Zwischenparts bieten Raum und (kurze) Zeit, das Vergangene zu verarbeiten und sich bestmöglich auf den kommenden Song vorzubereiten. So fungiert „The Stands In, One“ bspw. als optimaler Intro für den ähnlich wie bei „The Stage Names“ direkt zu Beginn platzierten, „offensichtlichen“ Hit, während der zweite Teil eher als Ruhe vor dem Sturm gesehen werden kann, denn das darauffolgende „Pop Lie“ ist das leicht an R.E.M. erinnernde, rockigste Stück der Platte, das gnadenlos mit den Pseudo-Rock-Giganten à la Nickelback abrechnet („He´s the liar who lied in his pop song / And you´re lying when you sing along), die einen tagein, tagaus mit immer gleichen Songs quälen, die nur dafür konzipiert werden, sie möglichst schnell in Dein Gehirn zu fräsen (Sweetly sung and succinctly stated / Words and music he calculated / To make you sing along“). Auf ähnlich hohem Niveau befindet sich das ziemlich weit vorn platzierte „Singer Songwriter“, das sich als heimlicher Lieblingssong der Platte entpuppt und durch Will Sheffs herrlich humorvolle Art und Weise der Textformulierung zusätzlich an Reiz gewinnt: „You´ve got taste / You´ve got taste / What a waste that that´s all that you have“ schallt es aus den Boxen, während die sehr „countryeske“ Musikkulisse einen schon biertrinkend im Saloon wähnt. „On Tour With Zykons“ ist dann wieder ein sehr schönes Beispiel dafür, wie Will Sheff es  zudem gekonnt versteht, die Erzählperspektive zu wechseln.

Leider ruft die Band ihr – reichlich und ohne Frage vorhandenes – Potential aber nicht immer ab, so läuft „On Tour With Zykos“ doch recht gleichgültig an einem vorbei, während der Closer „Bruce Wayne Cambell Interviewed On The Roof Of The Chelsea Hotel 1979“ einfach zu viel auf einmal will und dadurch irgendwie gequält wirkt. Von diesen beiden Kleinigkeiten abgesehen, kann der Band aus Austin, Texas aber nur gratuliert werden, legen sie doch insgesamt ein gewohnt starkes Werk hin, das trotz des hohen Wiedererkennungswertes gekonnt neue Ideen integriert und Okkervil River weiter an Profil gewinnen lässt.

7.7 / 10

Label: Jagjaguwar / Cargo

Spieldauer: 40:19

Referenzen: Shearwater, Bright Eyes, William Grant Conspiracy, The Pica Beats, Arcade Fire, Nick Cave & The Bad Seeds, The Decemberists,

Links: MySpace, Jagjaguwar

VÖ: 12.09.2008

Ein Kommentar zu “Review: Okkervil River – The Stand Ins (2008)”

  1. Florian sagt:

    find ja the stage names noch immer absolut einschläfernd. der stil der ersten albeng efällt mir besser.

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