Der Medienhype 2007 hieß “innovative Vertriebskonzepte in der Musikindustrie“, ausgelöst durch Radioheads Internet-Release “In Rainbows“. Substanz wurde, wie bei den meisten Hypes, vergeblich gesucht. In diesem Fall rückte das Thema nämlich so in den Vordergrund, dass die Musik selbst des Öfteren zu kurz kam.

Deerhunter aus Atlanta/Georgia übten solch eine Vertriebspraxis vor kurzem eher unfreiwillig aus. Über den Blog der Band kamen Fans in Bradford Coxs persönliches Mediafire-Profil, wo unter anderem “Weird Era Cont“ zu finden war. Kurze Zeit später kursierte die als Überraschung geplante Bonus-CD natürlich schon in den Tauschbörsen und Blogs.“You have ruined christmas“. Nach erster, verärgerter Reaktion von Coxs Seite entschuldigte sich dieser und wünschte viel Spaß mit “Weird Era Cont“. Trotz des Troubels wird das Werk wie geplant als Bonus-Disc zu „Microcastle“ erscheinen.

Von dem Wort “Bonus“ sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen. Wenn auch suggeriert wird es handele sich lediglich um ein paar Zusatzsongs, sollte das Album doch eher als eigenständiges Werk betrachtet werden. Und was für eins! Entrückter Gesang und schwelgerische Flächen, Dissonanz und Pop. Ein bewährtes Konzept, das hier auf hohem Niveau umgesetzt wird. Bewegt man sich im einen Moment noch in träumerischen Shoegazer-Attitüden wie auf “VHS Dreams“ und “Focus Group“, folgt schon wieder das nächte Experiment mit “Weird Era“, bis einen das verschrobene, aber versöhnliche “Calvary Scars II“ verabschiedet. Wer glaubt, diese Wendungen gehen auf Kosten der Homogenität, täuscht sich. Die Tracks werden durch den klassischen, dezent eingesetzten Lo-Fi Sound zusammengehalten. “Weird Era Cont“ braucht sich vor seinem großen, eingängigeren Bruder “Microcastle“ nicht zu verstecken.

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