Wenn sich zwei derart begnadete Musiker wie Greg Dulli (Afghan Whigs, Twilight Singers) und Mark Lanegan (Screaming Trees, Queens Of The Stone Age) zusammenschließen, um gemeinsam als Gutter Twins eine ausgedehnte Tour zu starten, darf man – leicht untertrieben gesagt – voller Vorfreude diesem Ereignis entgegenblicken. So hatten besonders die Leute aus dem Westen unseres Landes die einzigartige Gelegenheit, sowohl beim diesjährigen Haldern Pop als auch bei dem ebenfalls anvisierten Termin in Bielefeld die Band aus nächster Nähe sehen zu können. Und da solche Chancen nicht ungenutzt bleiben sollten, wurde folglich auch der 25.August dick im Kalender angestrichen.

Das Forum in Bielefeld sollte sich als ein absolut geeigneter Ort für die intensive und bedrohlich dunkle Stimmung der Band herausstellen. Was dem Zuschauer direkt auffällt, ist die perfekte Symbiose dieser zwei doch so unterschiedlichen Personen Dulli und Lanegan. Auf der einen Seite der rockende Entertainer, der sich gekonnt in Szene zu setzen weiß und während des Konzertes auch den Kontakt zu den Fans nicht scheut, auf der anderen Seite der stoische, im Dunkel versteckte und förmlich ans Mikro geklammerte Lanegan, der gar nicht wahrgenommen würde, hätte er nicht diese unglaublich einzigartige tiefe Stimme, die mal wieder  sofort durch Mark und Bein geht und die Zuschauer von Beginn an ungeheuer fesselt. So unterschiedlich diese zwei Herren auch sein mögen, so perfekt ergänzen sie sich in dem Projekt Gutter Twins. Es ist deutlich zu spüren, dass hier zwei alte Bekannte auf der Bühne stehen, die sich nicht nur gegenseitig schätzen, sondern zudem professionell und unglaublich gekonnt ihre Fähigkeiten bündeln, stets im Sinne des großen Ganzen sozusagen.

Dass die Band bei ihren Auftritten nichts dem Zufall überlässt, zeugt von der Reife der Protagonisten. Angefangen von einem mehr als komfortablen, natürlich mit verdunkelten Scheiben versehenen Tourbus, über eine perfekt abgestimmte Licht-Show, die den „Mythos“ Lanegan über die gesamte Zeit gekonnt im Schatten versteckt, bis hin zu wirklich perfekt abgestimmtem Sound, der live von einer insgesamt 7-köpfigen Truppe den nötigen Feinschliff erhält, gibt es hier nun wahrlich an keiner Stelle was auszusetzen. Auch die Setlist ließ kaum Wünsche offen: Hier wurden sowohl die eher ruhigen und dennoch beängstigend wirkenden Songs wie „The Station“ oder God´s Children“ als auch mächtigen Rocker „a là „Idle Hands“, der live mit noch mehr Wucht ausgestattet und definitiv als eines der Highlights zu sehen ist, zum Besten gegeben. Dafür kann wohl in erster Linie der optimal ausgesteuerte Sound der Drums verantwortlich gemacht werden, der einem so manches Mal den ein oder anderen sanften Hieb verpassen konnte, aber trotzdem nie so aufdringlich war, dass er den Gesamtverbund dadurch gefährden würde.


Dass die Band genug Material hat, dürfte zwar eh jedem klar sein. Dennoch selbstverständlich erwähnenswert und höchst erfreulich, dass auch ausgesuchte Songs ihrer jeweiligen früheren Musikerkarriere den Weg auf die Playlist geschafft haben. Auch das Publikum war sichtlich erfreut und entschied sich für einen Mittelweg aus bedachtem „Auf-der-Stelle-stehen“ und ausgelassenem „Abrocken“, der Beifall steigerte sich dabei von Song zu Song, so dass einem grandiosen Finale mit einigen Zugabe-Songs nichts mehr im Wege stand. Und da auch das Forum seinen Teil zu einem durchweg gelungenen Abend beisteuern wollte, bekam jeder Besucher an der Kasse auch den passenden Stempel für ein Konzert solcher Altmeister aufgedrückt. Denn ehe man sich versah, war die Hand auch schon dezent mit einem „Rentner“-Schriftzug versehen…

Wer – aus welchen Gründen auch immer – dieses Konzert verpasst haben sollte, dem bleiben zumindest einige ausgewählte Videos, die einen kleinen Eindruck der Live-Qualitäten der Band vermitteln.

Live at Tavastia

Live at Lollapalooza

Live On Later

Idle Hands Video

All Misery / Flowers Video

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