Four TetBeautiful Rewind
Seit dem Release von „There Is Love In You“ verging wohl kaum ein Monat, in der nicht irgendein Kollabo-Track, ein DJ-Mix oder sonst eine Veröffentlichung von Kierab Hebden für großes Raunen im Äther sorgte. Man könnte also meinen, der Mann, der sich während des vergangenen Jahrzehnts wie kaum ein zweiter um die Verquickung von Indie und Electronica verdient gemacht hatte, hätte einen Lauf. Dabei war das letzte reguläre Four-Tet-Album nicht einmal sein bestes, wenngleich auch das bisher anschmiegsamste und genau die richtige Musik zur Zeit. Die Messlatte für „Beautiful Rewind“ liegt angesichts der entsprechenden Vorlaufzeit also unfassbar hoch. Hebden wäre allerdings nicht Four Tet, wenn er sich groß um Erwartungshaltungen scheren würde. Auch diesmal scheint er die Zeichen der zeitgenössischen Clubkultur erkannt zu haben und lässt die kuschelige Repetivität von „There Is Love In You“ einem ungleich eklektischeren und manchmal etwas konfusen Ansatz weichen. Dem Titel alle Ehre machend wimmelt es auf „Beautiful Rewind“ nur so vor Referenzen an die 90er. Rudimentäre Drum’n’Bass-Anheizer geben sich mit verstolperten Minimal-Kleinoden die Klinke in die Hand und überall versprühen Duftkerzen einen – wenn auch entschlackten – Hauch von Trance-Glückseeligkeit. Die verhallten Frauenstimmen im Eröffnungstrack „Gong“ könnten hingegen den absurden Burial-Gerüchten um Hebdens Identität neues Futter geben. Bei diesem ziemlich offensichtlichen Verweiskosmos erscheint es als interessanter Twist, dass hier so wenig auf den Tanzflur geschielt wird wie bei Four Tet schon lange nicht mehr. Es gilt das alte Fricklerprinzip, nach dem noch die unverhältnismäßigsten Genrezutaten zu einem zerfransten und in seiner Unfertigkeit letzlich wunderschönen Ganzen zusammengelötet werden können. Jedoch scheint es so, als wäre dem begnadeten Hebden diesmal ein wenig der Kit ausgegangen, so ungewohnt brüchig wirken die Schnittstellen seines merkwürdigen Patchworks. Eine bereichernde, aber angesichts vergangener Großtaten in letzter Konsequenz doch etwas unbefriedigt zurücklassende Platte.