DJ RashadDouble Cup
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Label:
Hyperdub
VÖ:
25.10.2013
Referenzen:
DJ Spinn, Taso, DJ Phil, DJ Manny, DJ Earl, Addison Groove
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Autor: |
Uli Eulenbruch |
Nachdem schon seine beiden EPs auf Hyperdub keine reinen Solowerke waren, baut DJ Rashad mit seinem ersten Album für das britische Label erst recht auf Kollaboration. Lediglich zwei der Produktionen auf „Double Cup“ tragen allein seinen Namen, trotzdem scheint eines deutlich durch: Der Chicagoer ist ein Meister des emotionalen Footwork.
Die Stadt mag auf dem Albumcover abgebildet sein und ein paar ihrer Söhne aus der Teklife-Crew mögen an der Entstehung mitgewirkt haben, doch in den Monaten seit seinem letztjährigen Mammutwerk hat Rashad Harden so wenig Zeit in seiner Heimat verbracht wie noch nie. Das wachsende Profil seiner Musik in Europa und den Vereinigten Staaten bedeutete viel Touren, während dem er wenigstens genug Zeit zum Musikmachen fand – vor allem mit seinem ständigen Begleiter DJ Spinn, der an mehr als der Hälfte aller Stücke auf „Double Cup“ mitwirkte.
Gleich zu Beginn erklärt „Feelin” (mit Taso und eben Spinn) einerseits originelle Samplewahl zur Nebensache, zeigt zum Anderen aber auch den Unterschied auf zum gleichnamigen und auf identischem Material aufbauenden Eröffnungsstück des letztjährigen „TEKLIFE Vol. 1: Welcome To The Chi“. Wo das dortige von hartem Perkussionsstechen und Melodie geprägt war, die Raum für Stimmkapriolen ließen, spielt das hiesige „Feelin” effektiver mit Dichte und Intensität, lässt einen stärker ausgeformten Bass hämmern, fährt ihn zunächst sanft beiseite, um ihn dann um einen Breakbeat angereichert auf die Spitze zu treiben. So simpel die Soundpalette dieser für hochenergetische Tanzkämpfe gemachten Musik auch erscheint, umso größer ist ihr Potential für Nuancen. Footwork zu hören ist, wie zwischen den Zeilen eines Gedichtes von mitunter primitiver Wortwahl zu lesen.
Dafür ist vor allem ihre perkussive Konstruktion über 160-bpm-hochfrequente Flächen und Verflechtungen aus Toms und Hi-Hats verantwortlich, die sich frei macht vom Dance-Senkrechtsdiktat der Kick/Snare-Koalition. Satter Bass ist hier nicht der allzeit zu droppen drohende Antrieb und Herrscher, sondern nicht einmal unbedingt nötig. „She A Go“ lockt anfangs mit klassisch Trap-artigem Bass- und Snarefest, doch zur Mitte lässt Rashad die Kickdrum verschwinden, so dass die Claps nur noch auf einem Bett aus dicht-rasantem Schellen und Tieftondruck dahingleiten, anstatt wuchtig auf den Boden gehämmert zu werden. Ohnehin legt Rashad es auf diesem klanglich voller denn je ausgeformten Album nicht auf Footwork als strenge Konvention an, wie sie Genrefremden den Zugang zu manch anderem Album erschweren kann. Mehr interessiert ihn die Einmischung anderer Basskulturen wie die Breakbeats im ersten und letzten Track oder dem ansonsten 4×4-geradlinigen Klopper „Acid Bit“, dessen Geschmacksrichtung sich schon im Titel ablesen lässt.
Ähnlich kampflustig geht Rashad nur in seinen Solotracks (einer davon das Titelstück seines Hyperdub-Debüts) und mit DJ Manny in „Leavin“ ran, „Double Cup“ stellt vor allem seine Fähigkeit heraus, im vermeintlich hektischen Strudel der Anschlagsgewitter eine Emotionspalette aus Verlorenheit, Trauer, aber auch intensiver, hoffnugsvoll greifender Sehnsucht auszustellen. Seine in Tonlage verdehnten Samples mögen dabei helfen, doch sie allein müssen, können (schließlich erklingen bei Rashad oft nur einzelne Worte oder wortlose Stimmsprünge statt Sinn ergebender Sätze) sie nicht explizit ausdrücken. Sie tragen als Teil der Ganzheit dieser mit Perkussionsflächen und Spannungsräumen jonglierenden Musik das Gefühl in sich.