Prefab SproutCrimson/Red

Über Prefab Sprout zu schreiben, ohne in die Übertreibung abzudriften, fällt schwer – gab es doch in der Geschichte der Popmusik nur Wenige, die den Willen zum perfekten Song, den Mut zur ganz großen Geste so ausgiebig geatmet haben wie Paddy McAloon. Für zu spät Geborene bietet „Crimson/Red“ nun noch einmal allerhand Gelegenheiten, das nachzuhören, denn der alte Zausel mit dem weißen Anzug und der ewig jugendlichen Stimme hat aus Archivmaterial mal eben eines der besten Werke seiner Karriere zusammengebastelt. Ein Überraschungsalbum, das dann doch keines war, da es schon seit Monaten im Netz rumgeisterte. Aus der Zeit gefallen erzählt McAloon Geschichten von Romeo und Julia, dem Teufel und abgehobenen Juwelendieben, von der Liebe, der Jugend und dem Tod – die ganz großen Themen eben, drunter macht einer wie er es eh nicht mehr, hat er auch nicht nötig. Alles auf „Crimson/Red“ klingt so pathosgetränkt und überkanditelt, dass sich einem die Fußnägel aufrollen, im positiven Sinne! Polizeisirenen, schlagerhaft hüpfende Bassläufe, Mundharmonikas, verspielte Gitarren und dieser Halleffekt, der alles unter einem längst veralteten Verständnis von Hochglanz verschleiert. Zeitgeistigen mag das vielleicht ein oder zwei Ticken zuviel sein, der restromantische Popfanatiker wähnt sich bei diesem Einwand aber schon längst in einem Wolkenmeer aus Streichern und Zuckerwatte. So wenig ich dem überstrapaziertem Begriff „Genie“ auch abgewinnen kann, das Songschreiben wird Paddy McAloon auch in den nächsten 30 Jahren so schnell niemand nachmachen.

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