Melt-Bananafetch

Noiserock mag sich zwar in gewissen Zirkeln immer noch oder gerade wieder großer Beliebtheit erfreuen, viele der jungen Bands(Ausnahmeerscheinungen wie HEALTH mal außen vor gelassen) verwalten dabei aber lediglich ein seit den frühen 90ern nicht mehr aufgerütteltes Erbe. Zusammen mit einem dem Genre anhaftenden beinharten Machismo ergibt das ein bisweilen eher unangenehm reaktionäres Bild. Gut also, dass es Melt-Banana noch gibt, die etablierte Genrestandards seit jeher durch maximale Niedlichkeit in extremem Kontrast zum wildgewordenen Stop-And-Go-Gebolze ihrer Musik unterwanderten. Die Japaner spielten schon immer in ihrer gänzlich eigenen Liga mit einem Sound, der heute wie gestern eher die Zukunft als die Vergangenheit eines Genres verkörpert. Ihr erstes Studio-Lebenszeichen seit sechs Jahren macht da Gott Sei Dank keine Ausnahme. Auch wenn es nach eigenen Angaben ihr Post-Fukushima-Album geworden ist, klingt „fetch“ so farbenfroh und von Pop durchsetzt wie kaum ein Melt-Banana-Album zuvor. Der abermalige Verlust von Schlagzeuger und Bassistin resultiert in einem Mehr an Loops und Effekten, das die eh schon dichten und grellen Texturen in die Nähe von aktueller amerikanischer EDM rückt. Dieser Umstand kumuliert mit „Zero“, dem Schlussakt dieses Höllenritts, sogar tatsächlich in so etwas wie einem Dancepop-Song. Ansonsten wird der geneigte Fan aber auch mit dieser Neuausrichtung vollends abgeholt. Die Kombination aus Agatas effektbelladenen Grindcore-Riffs und Yakos Mickey-Mouse-Shouts lässt wie eh und je die Synapsen kollabieren und die (pardon) druckvolle Produktion sowie vergleichsweise griffigen Songstrukturen machen „fetch“ vielleicht sogar zu einem ihrer besten Alben in über 20 Jahren. Live sind sie eh auch heute noch die beste Band der Welt.

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