DarksidePsychic

Leipziger Allerlei aus New York. John-Zorn-Fan Dave Harrington und Minimal-Techno-Mastermind Nicolas Jaar fusionieren jetzt als Darkside. Das Ergebnis: ein Konglomerat von unaufdringlichem Minimal und Psychedelic, das auch den Song nicht zu kurz kommen lässt. Das muss betont werden, denn bei Harringtons Schwerpunkt (Experimenteller Jazz) und den ausschweifenden Downbeats von Jaar ist das gar nicht selbstverständlich.

Und so schüttelt das Gespann, das sich durch gemeinsame Liveauftritte kennenlernte und bereits 2011 eine mit Lob gepriesene EP in die Welt brachte, mal eben schnurstracks zwei Anwärter für die Songbestenlisten 2013 aus dem Ärmel. Der subtil bassdominante und mit Claps unterfütterte Übersong „Paper Trails“ (radiotaugliche 4:53 Minuten) kommt sogar mit Perkussion, Americana-Gitarrensoli und -jams daher. Hier wirkt Jaars Vibratostimme zudem am wenigsten modifiziert, man möchte gar meinen fast schon natürlich.

Kandidat Nummer 2 ist der wunderbar sphärisch inszenierte Psychedelic Rock von „Heart“, der nach ganz ähnlichen Mustern funktioniert, wobei allein schon die Odyssee im Eröffnungsstück „Golden Arrow“ (um das hier mal ganz protokollarisch festzustellen, er dauert 11:23 Minuten) vier gnadenlos gute Songs zu beinhalten scheint und als ein Musterstück für schlechthin progressiv Geltendes zwischenzeitlich ganz seltsam zwischen Song und Track oszilliert, wie auch „Freak Go Home“, das sowohl Ambient House als auch spacige Zwischenspiele parat hat, beweist.

Ebenfalls gerät es Darkside zur Glanzleistung, wie sich unter die sich im Mittelteil leicht verschiebenden Downbeats auf dem halligen „The Only Shrine I´ve Seen“ schnörkellose Funkgitarren sowie tiefe Subbässe säumen und nebenbei noch ganz viele Effekte ihr Unwesen treiben dürfen. „Psychic“ ist ein enigmatisches Gewebe ohne Durststrecken, das selbst noch seine eigenen Konturen zu erforschen scheint. Wo der Dancefloor endet, wann der „Rock“ beginnt, all das gerät durch diese Platte in ein kosmisches Taumeln. Wirklich sehr beruhigend zu wissen, dass Darkside für beide Beteiligten mehr als nur ein einmaliges Nebenprojekt sein soll. Das wäre nämlich sicherlich vergeudete Kunst.

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