Joanna GruesomeWeird Sister
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Label:
Fortuna Pop!
VÖ:
27.09.2013
Referenzen:
Gold-Bears, The Pains Of Being Pure At Heart, Sonic Youth, Pity Sex, Times New Viking, Evans The Death
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Autor: |
Mark-Oliver Schröder |
Jahr für Jahr stehen neue Bands auf der Bühne, die geschrammelten Indiepop mit nicht zu überhörenden Anleihen bei Shoegaze plus X mit einer Inbrunst und zumeist auch Güte zum Besten geben, als hätten sie das Rad neu erfunden, jüngst zu beobachten bei Pity Sex.
Was macht diese Art von Musik eigentlich so anziehend für Bands und so attraktiv für Hörer? Die unverdächtige Möglichkeit, völlig Pop zu sein, ohne seine Kredibilität aufs Spiel zu setzen? Das ebenso unverdächtige Schwelgen in adoleszentem Gefühlschaos, auch wenn man dafür eigentlich schon etwas zu alt ist? Ist es die oft unwiderstehliche Kombination von weiblichen und männlichen Gesangsteilen oder die gegenseitige Doppelung? Die schweinigelnden Gitarrenwände und -soli, die dennoch nicht sofort Rockismen- und Machismoverdacht aufkommen lassen? Ist es die Möglichkeit, einen größtmöglichen Spaß am Krach mit einer ebenso großen, wenn nicht sogar größeren Melodieseligkeit zu verbinden?
Vermutlich ist es das Zusammenspiel aller dieser Teile, derer sich auch Joanna Gruesome bedienen. Mit der Dringlichkeit und dem herzzerreißenden Verständnis für Adoleszenz und Pop, welches schon das Debüt von The Pains Of Being Pure At Heart die Herzen der Hörer und der Kritik im Sturm erobern ließ, jagt die Band aus Cardiff durch zehn mitreißende Songs.
Dort wo Pity Sex eher die monochrom grauen Gefühlszustände slackernd artikulierten, ohne ein Restgefühl von Hoffnung völlig zu verbannen, kann man bei Joanna Gruesome neben einer Sozialisation mit den üblichen Verdächtigen auch Sonic Youth und eine gesunde Portion Punkattitüde und -aggression heraushören. Diese willkommene Erweiterung des Referenzkosmos verleiht „Weird Sister“ eine nicht zu unterschätzende eigene Note. Dass dabei die mit ungezügelter Spielfreude vorgetragene Musik, die gerne auch mal in Noisekaskaden kippt, wie ein Kontrapunkt zum säuselnden Gesang wirkt, macht das Gesamtpaket nur noch spannender, aufregender und einnehmender.
Müsste man sich dieses Jahr schweren Herzens nur für ein noisiges Indiepop-Album entscheiden, müsste die Wahl wohl auf „Weird Sister“ fallen. Etwas Unterhaltsameres ist bis dato nicht veröffentlicht worden in diesem Genre, dessen Messlatte sehr hoch liegt.