FuzzFuzz
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Label:
In The Red
VÖ:
01.10.2013
Referenzen:
Black Sabbath, The Stooges, MC5, Jimi Hendrix, Thee Oh Sees, Ty Segall Band
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Autor: |
Mark-Oliver Schröder |
Die Band nennt sich Fuzz und dieser Name ist natürlich auch Programm. Das Sujet, an dem sich abgearbeitet wird, ist psychedelischer Hard Rock im Stile der frühen 70er mit Jimi Hendrix, The Stooges und Black Sabbath, wenn nicht auf Textebene so zumindest streckenweise musikalisch, im Hinterkopf. Folglich gibt es ordentliches Geriffe, ekstatisches Getrommel und bewusstseinserweiterndes Sologegniedel. Aufgenommen und abgemischt wurde das Ganze schön mumpfig und vintage-analog.
Dass dabei nicht totale musikalische Mimikry oder Retromanie herauskommt wie zum Beispiel bei Kadavar, welche ja das Gesamtkunstwerk des Verschleierns zu einer beeindruckenden Meisterschaft gebracht haben, hat vermutlich auch mit dem „hardest working man“ im Garage Rock, Ty Segall, zu tun. Dass dieser hier mitmischt, darauf wird zwar erst einmal nicht explizit hingewiesen – was vielleicht in Zeiten des Internets auch nicht mehr von Nöten ist -, allerdings ist sein Einfluss unüberhörbar. Und das nicht nur, weil er fast selbstverständlich die Hauptaufgaben am Mikrofon übernimmt, sondern am Gitarrenspiel, das bei „HazeMaze“ tatsächlich so weit geht, sich selbst zu zitieren … aber halt, Segall spielt hier gar nicht Gitarre? Nein, er sitzt am Schlagzeug! Das Saitenspiel übernimmt Charles Moothart, der „zweite“ Gitarrenmann in der Ty Segall Band, mit dem Segall sich bei Fuzz das Songwriting teilt.
Warum also noch eine Band? Vielleicht, um die musikalischen Output besser ordnen zu können: Ty Segall (solo), eher poppig, introvertiert, akustisch; Ty Segall Band, eher an psychedelischem Garage-Punk interessiert; diverse Kollaborationen irgendwie dazwischen und nun das Powertrio Fuzz als Spielwiese für – ähem – „Schweinerock“. Doch so richtig geht diese Aufzählung schon länger nicht mehr auf, da die Grenzen zwischen den jeweiligen Inkarnationen Segalls und seiner Kollegen irgendwie verschwimmen. Vielleicht sollte der hyperaktive Segall, auch wenn noch keine akuten Anzeichen von Burn-out wahrzunehmen sind, ein wenig seine Schlagzahl bremsen. Sonst könnte bald wegen des andauernden Veröffentlichungs-Overkills, gefühlt mit einem Album pro Quartal, der – noch unverdiente – Aufmerksamkeitsbacklash folgen.
Aber so weit sind wir ja glücklicherweise noch nicht. Denn auch Fuzz beweist einmal mehr, welches Ausnahmetalent Segall darstellt und auch, dass es ihm nicht an ebenso kompetenten Mitspielern mangelt. Man bekommt zwar stärker den Eindruck vermittelt, das gesamte Material sei in einer Jamsession („Loose Sutures“, „One“) entstanden, aber so mancher Band könnte es durchaus helfen, bei „What’s In My Head?“ genauer hinzuhören. Hier explizieren Fuzz doch noch einmal mustergültig, wie man aus so etwas wie einer völlig ausgelutschten Leise(Strophe)-Laut(Refrain)-Struktur einen mitreißenden Gitarrenbrüller macht. Den meint man zwar irgendwie schon tausendmal gehört zu haben, trotzdem klingt er knackig frisch und zündet in seiner Simplizität sofort. Hut ab dafür. Dass andere Songs streckenweise an das andere San-Francisco-Aushängeschild Thee Oh Sees erinnern, schmälert den Gesamteindruck des Albums keineswegs und ist wohl auch der strukturellen Ausrichtung Richtung Heavy geschuldet. Die Spielfreude, die Fuzz zeigen legt nahe, dass sich hier Freunde und Fans an ihren musikalischen Vorbildern abarbeiten und dabei eine Menge Spaß haben.