WhirrAround EP

Wer Whirr von „Pipe Dreams“ – erschienen Anfang des Jahres – noch als powerpoppige Shoegazerkapelle in Erinnerung hat, die mit viel Atmosphäre in den langsameren Songs arbeitet, aber auch das Rocken nicht vergisst oder, wie The Pains Of Being Pure At Heart, die Hit-Sau in dreieinhalb Minuten durchs Dorf treibt, der könnte sein blaues Wunder erleben.

Der Popappeal, der noch weite Teile von „Pipe Dreams“ prägte und durch den weiblichen oder Duettgesang mitgetragen wurde, tritt weitestgehend in den Hintergrund. Die Stimmungen auf „Around“ stimmen zwar: Die Gitarren türmen sich zeitweilig ins Unermessliche auf, lassen auch mal die ganz dicke Überwältigungswoge den Raum fluten und der Gesang säuselt angenehm in die Textur eingebettet vor sich hin, was die Musik trotz aller Resonanz vom Herbstwind herübergeweht und leicht wattig klingen lässt, aber das Tempo bleibt durchgehend schleppend. Daher verwundert es auch nicht, dass von den vier Songs, die auf „Around“ versammelt sind, nur „Swoon“ um acht Sekunden die Sechs-Minuten-Marke unterschreitet. Die Musik wirkt dabei streckenweise wie in einer Livesession entstanden. Die Songs werden teilweise ein- und ausgeblendet, wodurch der Eindruck entsteht, die Band hätte sie aus einer längeren Aufnahme heraus gelöst. Folglich ist es auch nicht verwunderlich, wenn die beiden letzten, „Keep“ und „Around“, nahtlos ineinander übergehen.

Irgendwie beschleicht einen beim Hören aber das Gefühl, Whirr hätten sich zum Ziel gesetzt, eine Ride-und-Slowdive-Gedächnis-EP aufzunehmen – Motto: Los, wir spielen mal Slo-Mo-Shoegazer anno 1989-91. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass man auch an Codeine, Low und die amerikanische Slow-Core-Schule denken muss. Alles in allem eine tiefe Verneigung vor den Helden der Vergangenheit also. Kann man so viel offensichtliche Reminiszenz schlecht und/oder völlig belanglos finden? Mit Sicherheit. Dem Rezensenten gefällt es aber recht gut, nicht nur unter nostalgischen Gesichtspunkten. Die Tage werden ja schon wieder kürzer, die Blätter beginnen sich zu verfärben und von den Bäumen zu fallen. Der Herbst steht vor der Tür. Es wird feucht und schmuddelig draußen. Es ist die Zeit zur (inneren) Einkehr und da passt „Around“ mit seinem ruhigen, nahezu meditativen Fluss dann eben doch wieder prächtig. Dass Whirr auch zwei Mitglieder mit Deafheaven teilen, sei hier nur am Rande erwähnt und lässt sich höchstens gelegentlich an der atmosphärischen Dichte erahnen.

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