Man's GinRebellion Hymns

Irgendwann verwischen die Spuren.

Das vor fast drei Jahren erschienene „Smiling Dogs“ war ein Anfang. Eric Wunder, seines Zeichens Multiinstrumentalist bei den amerikanischen Schwarzmetallern von Cobalt, legt mit seinen Mannen von Man’s Gin mit „Rebellion Hymns“ ein Nachfolgewerk vor, das Roots-, Southern-Rock- und Alt-Country-Elemente aufnimmt und diese zu einem massiven Americana-Gebräu veredelt.

Mit schierer Urgewalt brettern Wunder und seine beiden Mitstreiter Josh Lozano und Scott Edward wahlweise über den rauen Asphalt oder staubtrockene Landstraßen, nicht ohne die eine oder andere Pause in irgendeinem gottverlassenen Kaff mitten im Nirgendwo zu machen. So klingen „Inspiration“ und „Varicose“ gleichermaßen nach Wüstenszenerie und Saloon, nach holzgeräucherten Deckenbalken und nach Sternenhimmel.

Es scheint, als ob sich alle Tugenden amerikanischen Folk- und Country-Songwritings zu einem Stelldichein mit den Stiefbrüdern Metal und Grunge getroffen hätten, schließlich fühlt man sich bei Man’s Gin immer wieder dabei ertappt, eben solche, zuweilen verwegene Spuren zu finden. Wenn Wunder wie selbstverständilich den heiseren Prediger gibt und in „Never Do The Neon Lights“ so sehr nach Eddie Vedder klingt, das man sich an längst vergangene „Alive“ und „Jeremy“-Zeiten zurückerinnert, bekommt „Rebellion Hymns“ genau diese einnehmende und nicht mehr loslassende Stimmung, die selbst durch die belanglosen Zwischenspiele nicht aufgebrochen wird.

Meistens scheinen Man’s Gin alle Spuren ehemaligen musikalischen Schaffens zu verbinden und entwickeln zum Beispiel während „Sirens“ eine Wucht in Wirkung und Gewalt, dass sich langsam und beschaulich ein wohliger Schauer über den Rücken zieht. Genau in dessen letzten eineinhalb Minuten sind Man’s Gin dann da, von wo aus sie irgendwann mal gestartet sind. Eine nahezu hypnotische, beschwörende Vereinigung von Musik und Gefühl, die dann gleichermaßen an die atmosphärischen Klangräume klassischen Black Metals à la Cobalt erinnert, andererseits aber auch frappierende Ähnlichkeit mit frühen Großtaten von A Whisper In The Noise besitzt.

War „Smiling Dogs“ ein kompletter Bruch mit alten Einflüssen, geht „Rebellion Hymns“ den entscheidenden Schritt weiter und nimmt eben jene Spuren auf, die sich einst verloren zu haben schienen. Eigenständig wird das Album dadurch auf jeden Fall, eine Spur mehr Zugzwang hätte dem Gesamtklang aber keinesfalls geschadet.

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