Fuck ButtonsSlow Focus

Das Konfrontativste an Fuck Buttons war schon immer ihr Name. Unverdaulicher, abschreckender Lärm ohne melodische oder rythmische Strukturen lag dem Duo eher fern, daran ändert sich auch auf seinem dritten Album nichts – sehr wohl aber an der Klangwirkung.

Wo er vorher glorreich zum Horizont und zum Himmel zugleich stieb, hängt sich über den voluminös geschichteten Noisepop auf „Slow Focus“ ein lichtabsorbierender, einengender Mantel. Das Perkussionskorsett macht die Klaustrophobie perfekt: Keine ravig galoppierenden Beats rufen mehr wie in „Flight Of The Feathered Serpent“ zum ekstatischen Tanz auf, vielmehr inszeniert das klatschende „Hidden XS“ eine gehetzte Treibjagd oder donnert „Sentients“ in monolitischen, schweren Anschlägen den ansonsten belebten Rhythmus seines hölzernen Klapperns zu Widerstand zwecklos erscheinen lassendem Druck herunter.

Dabei erinnert vor allem das schlurfende „The Red Wing“ voller Zirp- und Fluttergeräusche an Black Dice oder Animal Collectives ähnlich dichtes „Centipede Hz“, zumindest bis es über dicke, gleißende Synthdrones zu einem typischen Fuck-Buttons-Stück mutiert. Was so noch Vertrautheit erweckt, erwirkt auf Albumlänge jedoch vor allem in den längeren Stücken Abnutzungseffekte. In ihren ersten Spielminuten entwerfen „Sentients“ und „Stalker“ bildevokative Soundszenarien mit starkem Eigencharakter – Ersteres eine dystopische Cyberpunk-Vision mit monströsen Robo-Vocals, Letzteres eine Modernisierung von Carpenter- oder Goblin-Horrorsoundtracks -, bis beide nach dreieinhalb Minuten von hochtönigen Synthlinien auf ein einheitlicheres Format gedrückt werden. Insbesondere der Klangcharakter der letzten beiden Albumstücke und von „The Red Wing“ fällt gegen Ende so ähnlich aus, dass ihre unterschiedlichen Melodien lediglich wie die Variation eines bekannten Themas wirken.

Dabei können Fuck Buttons auch anders: „Prince’s Prize“ flötet halb verführend, halb auf Abwege führend durch eine glitchig-knarzige Tropfsteinhöhle, ohne den großen Krachhammer rausholen zu müssen. Sogar gänzlich beatfrei vermag das ebenso kurze („kurz“ bedeutet bei Fuck Buttons „unter fünf Minuten“) „Year Of The Dog“ in Arpeggiokreisen tiefer und leibhaftiger in seinen Bann zu ziehen als viele imposanter aufgetürmte Stücke auf „Slow Focus“, die mit routiniertem Griff zum Lautstärkeregler stellenweise eher zu aufgeblähten Schreckgespenstern als massiven Ungetümen werden.

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