„El Train Fantasma“ hatte es weiland in die Geheime Beute geschafft, da darf ruhig wieder mal bei Chris Watson und seinen magischen Field Recordings genauer hingehört werden. Das ehemalige Mitglied von Cabaret Voltaire hat es dieses Mal nach Lindisfarne verschlagen, diesem sagenumwobenen mythische Tideninselchen mit seinem verfallenden Kloster ganz im Nordosten Englands. Einer der Äbte war der im Titel genannte Cuthbert und ihm und seinen Chorälen widmet Watson ein abwechslungsreiches Naturschauspiel, das kaum großartiger Verfremdung bedarf. Kann man in einigen seiner Alben noch einen Hauch elektronischer Bearbeitung erahnen, brauchen diese vier Tracks keine weitere Unterstützung. Allein Vogel, Wind und Wellen sowie ein ganzes Orchester an Insekten tönen von nah und von fern und erreichen eine Plastizität, die unmittelbar greifbar ist. Die Schwierigkeit, sich dabei klar von den klanglich artverwandten Entspannungsklängen mit ihrem häufig beliebigen esoterischen Anstrich abzugrenzen, gelingt Watson vor allem durch die deutliche Ausarbeitung einzelner Stimmungen. So hat „Sumor“ eine deutlich wuchtigere Anmutung als das eröffnende, fast ambiente „Winter“ und die unterschiedlichen Limikolenklänge in „Haefest“ lassen Ornithologen und Connaisseure experimenteller Naturdrones gleichermaßen in Verzückung geraten. Kein Album für jeden Tag, aber eine spannende, hörenswerte Genussreise, die sich mühelos in den Kanon Watsons einreiht.

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