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Label:
Topshelf
VÖ:
21.06.2013
Referenzen:
Sunny Day Real Estate, Mineral, Empire! Empire! (I Was A Lonely Estate), Los Campesinos!, Brand New
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Autor: |
Daniel Welsch |
„The world is a beautiful place“, singt die Band aus Connecticut am Ende ihres Debütalbums „Whenever, If Ever“ und hat diese erfreuliche Feststellung auch gleich zum eigenen Bandnamen erkoren. Wer deshalb sonnigen Gute-Laune-Pop erwartet, liegt völlig falsch: The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die spielen klassischen Emo mit teils üppig instrumentierten Postrock-Arrangements.
Auch das Albumcover deutet zunächst auf ein ausgelassenes und sonniges Hörerlebnis hin. Dabei findet sich in diesem Schnappschuss bereits alles, was die zehn Songs von „Whenever, If Ever“ ausmacht. Dank der leicht verwackelten Polaroid-Ästhetik, die Erinnerungen an alte Bilderalben weckt, versprüht das Foto eine gewisse Nostalgie und passt mit seiner Unschärfe perfekt zu der zuweilen etwas chaotischen Lo-Fi-Produktion. Und schließlich steckt in dem Sprung dieses Jungen eine jugendliche Aufbruchsstimmung, die während des gesamten Albums zu spüren ist.
Freundschaft und Heimat mögen zu den zentralen Themen gehören (das Wort „home“ taucht hier in beinahe jedem Songtext auf), doch immer wieder geht es auf „Whenever, If Ever“ darum, das alte Zuhause und seine Freunde hinter sich zu lassen und sich auf die Suche nach einem neuen zu begeben. „Pack your seats high, saying goodbye to your close friends. Making some promises like ‚I’ll see you again‘”, heißt es gleich im ersten „richtigen“ Song „Heartbeat In The Brain“, der auf den kurzen, instrumentalen und leider etwas nichtssagenden Opener „Blank #9“ folgt. „Gig Life“ handelt ebenfalls von Abschieden und dem rastlosen Leben auf Tour und verrät ganz nebenbei, was bei TWIABPAIANLATD im Tour-Van läuft: „Now it’s just Rival Schools and mewithoutYou on our car rides.“
Aber auch wenn die Band inhaltlich immer wieder um die gleichen Themen kreist, verpackt sie diese in musikalisch sehr unterschiedliche und abwechslungsreiche Songs. Das liegt vor allem daran, dass TWIABPAIANLATD während der Aufnahmen zu „Whenever, If Ever“ zu einer zehnköpfigen Band angewachsen sind, zu der unter anderem auch eine Cello-Spielerin und ein Trompeter gehören. So mussten einige Songs noch einmal umarrangiert oder um einen zusätzlichen Part erweitert werden, weil sie ursprünglich für eine andere Besetzung oder gar für Vorgänger-Bands komponiert worden waren.
„Whenever, If Ever“ ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. David Francisco Bello trifft mit seinem nasalen und weinerlichen Gesang nicht immer die richtigen Töne. Wenn seine neun Kollegen ihn an den wichtigsten Stellen unterstützen wollen, fällt das zwar sympathisch, aber nicht weniger windschief aus. Auch die Produktion droht an der einen oder anderen Stelle im Chaos zu versinken, wenn im Song-Finale zu viele Instrumente und Ideen aufeinanderprallen. Doch das alles macht nichts, weil TWIABPAIANLATD diese zehn Stücke mit einer Inbrunst vortragen, die den Hörer sofort mitreißt und ihn glauben lässt, dass die Band zu einer tieferen Wahrheit vorgedrungen ist, von der sie uns alle überzeugen möchte. So wundert es auch nicht, dass „Whenever, If Ever“ mit einem kleinen Manifest endet, das die Band minutenlang wiederholt, bis man leise mit einstimmt: