Musik ins Auge | Der Musikvideo-Roundup (Juni I)

Liest man die Kommentarsektionen unter Musikvideos, könnte man manchmal glauben, es sei ein Kapitalverbrechen, wenn sich Stars darin nicht selbst zeigen. Noch so aufwendig und kunstvoll können die Bilder sein, noch so bewegend die von ihnen erzählten Geschichten, unter Garantie meldet sich schnell jemand mit „I’d rather just have seen them play…“ zu Wort.

Andererseits kann man es gerade bislang unbekannten Acts nicht verübeln, wenn sie sich nicht sofort in ihren Videos selbst präsentieren wollen. Es scheint, als würden manche beim Betrachten nur darauf warten, das Unbekannte mit einem Aussehen zu verknüpfen, das man be- oder abwerten kann – ist er jung und hellhäutig, wieviel Fleisch hat sie an den Knochen, sind ihre hohen Wangenknochen symmetrisch und ihre Haut auch in HD makellos, handelt es sich überhaupt um einen Mann oder eine Frau?

Die schwedisch-australische Pop-Gruppe Kate Boy widmet sich nicht nur in ihrem Namen gezielt dieser Frage des Sich-Zeigens oder -Nichtzeigens und Identität mit reichlich visuellem Flair. In ihrem neuesten selbstgedrehten Video erweitert sie das Verwirrspiel in Halbschatten und Lichtsynchronisation mit wechselnden Visagen, unter denen nur eine tatsächlich ihrer Gesangsperson gehört. Ganz auf traditionell anschwärmbares Selbstporträt machen hingegen The xx und Joel Compass in Party- und Post-Party-Taumel, Mikky Blanco und La Yegros wiederum mutieren ihr Äußeres im Dienste verspielter oder doppelgesichtiger Videos. Abseits solcher Besetzungsbetrachtungen serviert Julien Carot ein Haus in Schwerelosigkeit, während Jodeb schließlich ein schlicht spektakuläres Bildfeuerwerk um Eiswüsten, Drachen und Vulkane ablässt.

Kate Boy – The Way We Are

Regie: Kate Boy

 

Sebastian Ingrosso, Tommy Trash, John Martin – Reload

Regie: Jodeb

 

Joel Compass – Fucked Up

Regie: Ryan Patrick

 

La Yegros – Viene De Mi

Regie: Javier Lourenço & Mariana Youssef

 

Rone – Let’s Go

Regie: Julien Carot

 

Mykki Blanco – The Initiation

Regie: Ninian Doff

 

The xx – Fiction

Regie: Young Replicant

 

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