DisclosureSettle

Wann ist House Music am besten? Genau dann, wenn sie sich ihrer Wurzeln versichert und doch den Blick für das Hier und Jetzt sowie die Zukunft hat. Das war schon bei Art Departement, Four Tet oder Caribou alias Daphni so und so ist es auch bei Disclosure, dem DJ- und Produzenten-Duo aus Surrey südwestlich von London. Schon nach dem kurzen Intro, welches nahtlos in den ersten Track „When The Fire Starts To Burn“ übergeht, kann man sich der Strahlkraft dieser Musik nicht mehr entziehen. Sobald der Hohepriester seinen Sermon anstimmt, sind sie alle da: Larry Heard alias Mr. Fingers, Virgo, Adonis, die ganzen großen Momente auf unzähligen Tanzflächen dieser Welt.

Anders als bei Art Departement überschreiten die Tracks von Disclosure aber selten die Fünf-Minuten-Marke. Durch diese Fokussierung stellen Disclosure, anders als Art Department, forciert durch fast flächendeckenden Einsatz von Gesang (u.a. von Jessie Ware, Jamie Woon und Edward MacFarlane von Friendly Fires) eher den Popappeal als den Darkroom in den Vordergrund. Dabei durchwandern die beiden erst um die 20 Jahre alten Brüder Guy und Howard Lawrence mit einer nonchalanten Leichtigkeit die Historie, dass einem schwindelig werden kann anhand des ausgestellten Wissens, das sich durch die einzelnen Tracks schlängelt.

Aber Disclosure spiegeln diese Geschichte nicht nur in die Gegenwart, sondern reflektieren sie auf eine Discokugel. Aus dem so gebrochen reflektierten Licht komponieren sie Tracks von zeitloser Klarheit. Chicago bleibt immer im Hinterkopf, aber auch spezifisch englische Genres wie Speed Garage klingen an und selbst die New Yorker Reel-2-Real-Schule lässt sich wiederfinden. „Voices“ holt dann noch mit einem 2-Step-Beat spielend dieses Garage-Genre, das vor allem im UK Anfang der 00er-Jahre seine Blüte fand und ohne das es so geschätzte Spielarten wie Grime, Dubstep, UK Funky etc. gar nicht gäbe, zurück auf die Agenda. Nebenbei ruft es noch einmal ins Gedächtnis, dass Roy Davis Jr.s „Gabrielle“ im „Live Garage Mix“, einer der Initialtracks dieses Genres, eben 1996 in Chicago produziert wurde, womit sich der Kreis erneut schließt.

„You & Me“ treibt mit Eliza Doolittles Vocals dieses Spiel noch weiter, evoziert Erinnerungen an MJ Cole, an die Zeit, als man jeder neuen Veröffentlichung von Locked On und unzähliger White-Label-Bootlegs entgegen fieberte und beweist ganz beiläufig, dass 2-Step in seiner reinsten Form 2013 wieder mächtig frisch klingen kann. Vielleicht werden wir 2013 ein irgend geartetes 2-Step-Revival erleben, schließlich liegt die Hochphase dieser Musik nun auch schon fast 15 Jahre zurück, an der Zyklenhaftigkeit von elektronischer Musik gemessen nahezu eine Ewigkeit.

Dass man als Hörer von „Settle“ dabei an keiner Stelle das Gefühl hat, einer retromanischen Schelmerei aufzusitzen, liegt an der Finesse von Disclosure und der inzwischen hochgradigen Universalität und Größe von House. Und so soll hier am Ende einfach einmal ausführlich Chuck Roberts‘ Klassiker „My House“ von 1987 zitiert werden, der diese auch nach über 25 Jahren kongenial auf den Punkt bringt:

In the beginning there was Jack … and Jack had a groove
And from this groove came the grooves of all grooves.
And while one day viciously throwing down on his box,
Jack boldly declared “Let There Be House” and House music was born.
“I am you see, I am the creator and this is my house
And in my house there is only House Music.
But I am not so selfish because once you enter my house
it then becomes our house and our House Music.
And, you see, no one man owns house
because House Music is a universal language spoken and understood by all.
You see, House is a feeling that no one can understand
really unless you’re deep into the vibe of House.
House is an uncontrollable desire to Jack your body.
And as I told you before this is our House and our House Music.
And every House you understand there is a keeper.
And in this house the keeper is Jack.
Now some of you might wonder who is Jack and what is it that Jack does.
Jack is the one who gives you the power to Jack your body!
Jack is the one who gives you the power to do the snake!
Jack is the one who gives you the key to the wiggly worm!
Jack is the one who learns you how to whop your body!
Jack is the one that can bring nations and nations of all Jackers together under one house!
You may be black, you may be white, you may be Jew or Gentile.
It don’t make a difference in our house. And this is fresh!”

3 Kommentare zu “Disclosure – Settle”

  1. […] viertes Solo-Werk vor und es bleibt nicht weniger zu vermelden, als dass ihm, wie unlängst schon Disclosure, dabei ein großartiges elektronisches Album gelungen ist. Hopkins nähert sich allerdings der […]

  2. […] berufen, mindestens drei Schritte zurückzugehen, um einen vorwärts zu kommen. Das war schon bei Disclosure mit bestechender Wirkung zu […]

  3. […] schon öfters erwähnt, ist es in der elektronischen Musik oft der Blick in den Rückspiegel, der den Weg nach […]

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