Als Guided By Voices vor gut anderthalb Jahren mit „Let’s Go Eat The Factory“ zum hell ausgeleuchteten Comeback antraten, machte sich bei nicht wenigen leichte Enttäuschung breit, denn selbst das klassische Lineup der Mitt-90er konnte (auch wenn dies vielleicht nicht anders zu erwarten war) nicht an frühere Glanztaten wie „Alien Lanes“ oder „Bee Thousand“ anknüpfen.

Das befürchtete schnelle Abkassieren war glücklicherweise dennoch nie ein Thema. Mit der Ankündigung zweier weiterer Alben (plus EP) in nur wenigen Monaten bewies die Band um Robert Pollard und Tobin Sprout zudem strategisches Geschick. Mit einem Veröffentlichungstakt à la Omar Rodríguez-López schabte die Band gekonnt an der allgemeinen Erwartungshaltung – schließlich ist es ja gerade die Güter-Verknappung, die Interesse weckt, nicht der Überfluss.

So war es zum Release von „Class Clown Spots A UFO“ und „The Bears For Lunch“ ungewöhnlich still. Dabei hatte vor allem Letzteres mit Songs wie dem angeschwipsten „Waving At Airplanes“ oder dem morgentrunkenen „You’ll Fly Anything Right“ nicht nur wahre Alltime-Klassiker zu bieten, sondern faszinierte – und dies ist ja meist nicht Pollards primäres Anliegen – als kohärentes Ganzes. Mehr noch: Das Resultat war womöglich das stimmigste Album der Band seit „Under The Bushes Under The Stars“.

Nun also „English Little League“ – und da wäre sie wieder, die Erwartungshaltung. Etwas verwunderlich: Obwohl Guided By Voices das Album zum ersten Mal im Heimstudio von Pollard einspielten, sind die Songs(kizzen) selbst für Lo-Fi-Verhältnisse noch Lo-Fi. Das Hauptproblem der Platte aber ist ein anderes: Die Wechselhaftigkeit wird dieses Mal etwas zu sehr ausgereizt.

Der Einstieg mit „Xeno Pariah“ gelingt noch lockerleicht, „Send To Celeste (And The Cosmic Athletes)“ ist gar Glückseligkeit pur und würde selbst auf „Bee Thousand“ eine gute Figur abgeben. Auch das catchige „Flunky Minnows“ hookt ohne Umwege. Das ist die eine Seite. Dann wären da aber noch Sprouts Jesus-Hokuspokus „The Sudden Death Of Epstein’s Ways“ oder das arg halbherzige „Reflections In A Metal Whistle“. Gerade hinten heraus wird „English Little League“ so zu einer unnötig launischen Angelegenheit.

Und dennoch: Nennt mir eine Band, die dreißig Jahre nach Gründung noch derart lockerleicht und in dieser Frequenz so viele Hits raus haut.

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum