Früher musste man schon ein Herz für warmen Afrobeat haben, um mit Vampire Weekend etwas anfangen zu können. Dazu sahen die vier Herren aus New York City immer etwas zu schnöselig aus, um wirklich sympathisch zu wirken. Ihnen haftete die Aura des Unnahbaren an, was wohl auch irgendwie zutreffen soll. Fernab solcher Fisimatenten war die Musik natürlich immer ziemlich spitze, auf dem ersten Album setzten sie sich als spitzfindige Afrobeat-Erneuerer in Szene, die zweite Platte, „Contra“, überzeugte nicht nur durch das äußerst hübsche Cover, sondern durch eine logische Weiterentwicklung ihres prinzipiell doch ziemlich originären Sounds.

Mit der dritten Platte, „Modern Vampires Of The City“, soll nun die Konsolidierung erfolgen. Weniger Afro, mehr Hochglanz-Indiepop mit großem Hang zur Gefühligkeit. Vampire Weekend klingen nun getragener, manchmal auch melancholischer, wenn man so möchte. Die Momente, in denen mit Überschwang muntere Melodien durch den smogwolkenverhangenen Big Apple getrieben werden, sind in der Minderzahl, oft ist es jetzt die Träne im Knopfloch, die den Ton angibt. Von neuem Facettenreichtum muss man in diesem Kontext vielleicht nicht gleich sprechen, aber der Fokus von Koenig und Co. hat sich verlagert, was man Vampire Weekend sicherlich zugestehen darf.

Die Platte beginnt mit dem vergleichsweise unaufgeregten „Obvious Bicycle“, einem zurückhaltenden Stück Indiepop, das keinerlei Rückschlüsse erlaubt, da Vampire Weekend im weiteren Verlauf nicht noch einmal so aufgeräumt klingen werden. Die starken Momente der New Yorker sind ja ohnehin die etwas abseitigeren. „Step“ zum Beispiel ist ein herrliches Liebeslied, das durch seine Strophen stolpert, nur um im Refrain Sonnen aufgehen zu lassen. Zugegeben: So etwas erschließt sich dem Hörer vielleicht nicht direkt aufs erste Ohr, aber sobald man einmal drin ist, bekommt man von diesen Stücken nicht genug.

Das vorab veröffentlichte „Diane Young“ und der schnippische Uptempo-Song „Finger Back“ sind Futter für geschmackvolle Studentenpartys und erfüllen am ehesten noch die Erwartungen von Menschen, die Vampire Weekend durch Nummern wie „A-Punk“ oder „Horchata“ kennengelernt haben. Die besten Nummern sind dies aber zweifelsohne nicht. „Everlasting Arms“ ist beschwingt-nachdenklich und in der Verbindung der beiden Disziplinen schon jetzt einer der packendsten Songs des Jahres.

„Ya Hey“ hingegen hat nicht nur einen spitzenmäßigen Titel, sondern klingt auch einzigartig und gefällt Menschen, die beispielsweise auch Platten von Yeasayer besitzen. Das getragene „Hudson“ fällt mit seinen sinistren Streichern auch aus dem Rahmen, spukt aber noch lange nach Erstkontakt im Kopf umher: „Over and over again, all these never-ending visions.“ Vampire Weekend beackern nun noch weitere Felder. Man muss schon ein Herz aus Eis haben, um hiermit nichts anfangen zu können.

Einen Kommentar hinterlassen

Platten kaufen Links Impressum