PhoenixBankrupt!

Eigentlich hätte dieses Album ein Selbstläufer werden müssen. Kaum eine Band hatte während des letzten Jahrzehnts so stilsicher zwischen Mainstreamerfolg und Indie-Kredibilität balanciert, ohne dabei je zum bloßen Hit-Dienstleister für die eine oder andere Gruppe zu verkommen.

Ob eklektisch-bombastischer 70er-Keyboardrock („United“, „Wolfgang Amadeus Phoenix“), gediegener Steely-Dan-Funk („Alphabetical“) oder leicht garagiger Hipster-Softrock („It’s Never Been Like That“), stets schien ein roter Faden die jeweilige Schaffensphase der Franzosen zusammenzuhalten und den natürlich trotzdem astrein abgelieferten Hitsingles den nötigen künstlerischen Rahmen zu geben. So stand es eigentlich außer Frage, dass Phoenix auch diesmal die nötigen Wege und Mittel finden würden, ihrem bisher erfolgreichsten Album noch eins draufzusetzen.

Aber Pustekuchen! „Bankrupt!“ stimmt auch nach mehrmaligem Hören weitgehend ratlos. Der Albumtitel ist scheinbar nicht nur als Statement zum Zustand des hier beschriebenen bornierten Geldadels, sondern auch der eigenen Kreativität zu verstehen. Obwohl, Ideenlosigkeit lässt sich diesem unausgegorenen, überproduzierten Durcheinander eigentlich kaum vorwerfen. Auch das Grundkonzept klingt aufs Erste gar nicht einmal so verkehrt. Wem würde man sonnig-süßen Synthie-Maximalismus schließlich eher anvertrauen als Phoenix? Der Knackpunkt ist ein anderer, denn „Bankrupt!“ scheint das erste Album dieser einst als perfektionistisch verschrieenen Band, mit dem sie ihre Ideen nicht zu Songs zu Ende denkt. War es in ihren besten Momenten einmal die große Stärke, selbst die geschmacklosesten Referenzen zu unwiderstehlich funkelnden Popdiamanten zu formen, werden hier einfach die bewährten Standardzutaten zu einen bunten, aber letztlich uninspirierten Klumpen vermatscht.

Während man sich beim Opener „Entertainment“ noch über die klischeestrotzende „China Girl“-Melodie ärgert, deren Raub vermutlich sogar Coldplay für zu dreist befunden hätten, wird einem schon wenig später klar, damit noch eines der besseren Lieder dieses auf weiter Linie entäuschenden Albums erwischt zu haben. Mit Ausnahme der wirklich gelungenen, dezent aufgemotzten 80er-Hommage „Trying To Be Cool“ findet sich dort nämlich wenig Erinnernswertes. „SOS In Bel Air“ verdient sich zwar Fleißpunkte, indem es erfolgreich die bekannten Finten Phoenix’scher Melodieführung abarbeitet, gerät aber bedingt durch die aufdringliche Produktion ähnlich flach, wie es der Songtitel vermuten lässt. Anderswo wird gar nicht erst versucht, dem Format des Popsongs eine Ehre zu erweisen. Der überlange Titeltrack zum Beispiel erstreckt sich schon vorab mit richtungslosem, elektronischen Fahrstuhl-Geblubber.

Man kann ihnen das alles nicht tatsächlich verübeln. Kurze Momente aufblitzenden Genies finden sich auch auf „Bankrupt!“ immer mal wieder. Phoenix sind immer noch Phoenix und damit eigentlich viel zu smart, um beim nächsten mal nicht doch wieder die Kurve zu bekommen. Nur ist es eben leider kein gutes Zeichen, wenn ein Album über die innere Ennui einer blassierten, luxusverwöhnten Bourgeosie in in seiner Ausführung letztendlich genauso an der Oberfläche kratzt wie die beschriebene Klientel.

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