Yeah Yeah YeahsMosquito
Tweet |
Label:
Polydor
VÖ:
12.04.2013
Referenzen:
Anika, Portishead, TV On The Radio, Florence & The Machine, Active Child
|
Autor: |
Uli Eulenbruch |
Das Frustrierende an durchwachsenen Alben ist oft nicht nur, dass auf ihnen zu wenige gelungene Songs sind. Es fällt auch schwer, ein Gefühl für den Charakter eines Albums zu bekommen, wenn man sich durch eine qualitativ oder stilistisch schwankende Reihe von Stücken hören muss, in die keine Ordnung zu bringen ist.
Zumindest das kann man dem vierten Album der Yeah Yeah Yeahs zugute halten: Seine Highlights sind klar segmentiert. Die Schlusssequenz von „Mosquito“ bietet ein Albumfinale, auf dem die Band nicht auf die Pauke haut, sondern in Erhabenheit loslässt von all dem vorhergegangenen Krampf: den soft-minimalen Wellensurfer „Always“, den anschwellenden Gitarrenhimmel von „Despair“ und „Wedding Song“, bei dem man an jeder Silbe hängt, die Karen Os Stimme enthaucht. Es sind Songs, die wie viele der besten dieser Band die Qualität besitzen, dass man sie auch in Auszügen loopen könnte, ohne dass sie schlechter würden.
Konkret denke ich da ans Debütalbum „Fever To Tell“, das ich erstmals in einem Kaffee- und Kulturetablissement rauf und runter spielen hörte – ohne zu wissen, dass es sich dabei wohl um eine unvollständige Promo-Version handelte. Es war egal, dass in „Date With The Night“ kein Refrain oder Breakdown war, er nach jedem „Chop chop chop“ (etc.) direkt in die nächste Strophe überging. Der Song stand schon so in voller Wirkung, weil seine Einzelteile stark genug konstruiert waren.
„Mosquito“ hingegen wirkt allzu oft wie ein Remixalbum aus weniger gut gelungenen Songansätzen. Ist der Gospelchor noch ein exzessiver, aber stimmiger Höhepunkt für „Sacrilege“, erscheinen die Backing Vocals in „Under The Earth“ ebenso gimmickhaft wie seine körnige Soundkulisse aus endlos wabermodulierten Delays. Wie alle Songs, mit Ausnahme des nicht weniger missglückten Dr.-Octagon-Features „Buried Alive“, trägt „Area 52“ die Produktions-Signatur von Klangtüftler Dave Sitek. Live könnte die rauf und runter riffende Rocknummer einen feinen Orkan entfachen, doch erklingt sie mitsamt überzogener Stimmverzerrungen und „Piu! Piu!“-Laserfeuer dermaßen eingeengt, dass sie vermatscht und flach ausfällt.
Zu viele Songs auf „Mosquito“ schaffen es nicht, ein simples Motiv zu entwickeln, das den Soundvisionen der Band und Siteks angemessen wäre. Ihnen fehlt eine Richtung, eine andere Absicht als das bloße Anders-klingen-Wollen. Jene Band, die vor 10 Jahren inmitten von Stripes, Strokes, Kills und Thrills keinen Artikel brauchte, weil ihr Name nur aus einem dreifachen Freudenlaut besteht, vermag in dieser Überpropftheit wenig Enthusiasmus zu entfachen.